Ein kleiner chronologischer Abriss und ein paar Gedanken über die Sichtweise der Griechen über Makedonien. Grob angefangen von den Antiken Griechen, mehr jedoch über die Griechen des jungen gegründeten Königreiches und etwas über die jetzigen Moderne Griechen.
Wenn man die Grenzen des Antiken Griechenlands definieren will, sollte man zuerst folgendes beachten:
Das das antike Hellás oder auch die römische Provinz Achaia keineswegs mit dem Gebiet des modernen Staates Griechenland koinzidieren.
In Bezug auf Makedonien, ist die Sachlage „der antiken Anschauung nach“ sehr eindeutig:
Andererseits jedoch sind Gebiete, die zum Staatsgebiet des modernen Griechenland gehören und deren historische Tradition vom griechischen Staat teilweise vehement in Anspruch genommen wird, der antiken Anschauung nach keine oder nur zweifelhafte Teile von Hellás: Thessalien, Epeiros und vor allem Makedonien.
Die Definitionen hierfür aus „Was ist griechische Geschichte? Ein Fallbeispiel zur Problematik historischer Räume“ von Andreas Hartmann.
Es stellt sich jedoch ein weiters Problem dar. Das „Antike Griechenland“ existierte in keiner Epoche als Staat, bis letztendlich 1832 das griechische Königreich gegründet wurde. Natürlich versuchen griechische Nationalisten das Oströmische Reich (Byzanz) und sogar das Makedonische Reich als einen damaligen griechischen Staat darzustellen.
Auch das Argument, dass das Gebiet in dem die „antike griechische Kultur“ sich ausbreitete als Antikes Hellas zu betrachten sei, wird von den griechischen Nationalisten gebracht. Dadurch stellt sich die Frage ob dann Ägypten und Persien ebenfalls als „Antikes Griechenland“ zu zählen sei – natürlich nicht. Das allein zeigt schon das Absurdum einer Argumentation auf solch einer Basis.
„Barbaren und Unterdrücker Griechenlands“
Wie Eingangs erwähnt, ist vor allem Makedonien der antiken Anschauung nach kein Teil des Antiken Griechenlands. Diese Tatsache wird sogar von den Antiken Griechen selbst in unzähligen Überlieferungen beschrieben, und was die wenigsten heute wissen: galt diese Annahme, „das Makedonien nicht innerhalb Griechenlands Grenzen läge“ noch bis vor 150 Jahren – und das auch in Griechenland selbst. Ein extremer Widerspruch zu der heutigen generellen und öffentlichen Meinung Griechenlands über Makedonien als auch der Politik und Marschrichtung Athens heute.
In „Nationalism, Globalization and Orthodoxy – the social origins of ethnic conflicts in the Balkans“ von Victor Roudometof können wir eine Auflistung verschiedener griechischer Intellektueller und Akademiker, für den Zeitraum 1794-1841, finden die genau dieser Linie folgten. Als Erste „Unterdrücker der griechischen Welt, die 2.000 Jahre lang währte“ zählte man die Makedonen, die natürlich nicht zur „griechischen Welt“ zählten:
Ein genaueres Beispiel bieten uns Roderick Beaton und David Ricks in „The Making of Modern Greece“ an (s.59/60), so hatte einst Constantine Paparrigopoulos in seinen früheren Werken zwischen Griechen und Makedonen unterschieden. Als auch das die Antiken Makedonen eine eigenständige Nation wären. Unter anderem begründete er dies damit, dass „die Makedonen in der generellen Historie eine andere Mission als die Antiken Griechen hatten„.
Später dann, mit Hilfe von Droysens Werken, bediente er sich der Möglichkeit mit dem „Konzept des Hellenismus“ die Makedonen zu hellenisieren und sie in die Moderne griechische Geschichtsschreibung als Teil der (neuen und zukünftigen) griechischen Historie zu implementieren:
„Ehemalige Erzfeinde des Hellenismus“
Yanis Hamilakis gibt uns in „The Oxford Handbook of Hellenic Studies“ ein weiteres Beispiel, wie auf Basis von Arbeiten Fallermayers ebenfalls das Prinzip des „multiplen Hellenismus“ angewandt wurde. Die ehemaligen Erzfeinde des Hellenismus aus Sicht der Intellektuellen -die Makedonen (und auch Byzantiner)-, sind nun ein Teil der nationalen Geschichte und der geschichtlichen Kontinuität des Modernen Griechenlands und dessen Geschichtsschreibung:
In der Periode „der Identität-suche“ der Modernen griechischen Geschichtsschreibung fand ein generelles umdenken statt, die Makedonen wurden nicht mehr als eigenständige Nation dargestellt, die Grenzen des antiken Griechenlandes bezogen nun auch das Makedonische Reich mit ein – das Reich des Alexander III wird sogar als Griechenland oder griechisches Reich definiert.
Geschichtsbücher wurden kastriert, so sind Demosthenes Hasspredigten gegen den makedonischen König Filip II unter dem Mantel des Schweigens verschwunden. Aber auch Alexander III und sein Vater änderten ihre Rolle in der Modernen griechischen Geschichtsschreibung ungewollt, statt Eroberer sind die makedonischen Könige ab Dato die „Vereiniger der griechischen Stadt-Staaten“. Stellvertretend darüber aus „Greece – the modern sequel“ von John S. Koliopoulos und Thanos M. Veremis, auf Seite 245:
Auf Seite 246 können wir die ersten Anzeichen erkennen, wie die Hellenisierung Makedoniens in der Modernen griechischen Geschichtsschreibung und der akademischen Welt gefestigt wurde. Von den Professoren wurde erwartet, „in der ideologischen Schlacht gegen Feinde von Außen“ mit zu wirken. Der Großteil der griechischen Akademiker war dieser Aufgabe gewillt und so wurden spezielle „Schriften und Arbeiten“ erschaffen um der nationalen Ideologie und Politik Nahrung in der Hellenisierungs Kampagne um Makedonien zu liefern:
Um es noch einmal zu verdeutlichen, welcher der offizielle Standpunkt Athens und auch der Inhalt der ersten Geschichtsbücher des damals jungen griechischen Königreiches in der Makedonienfrage gewesen ist, abgeleitet aus „Political Uses of the Past“ von Jaques Revel und Giovanni Levi.
- Makedonien lag außerhalb der antiken griechischen Grenzen
- Makedonier galten als eigene Nation
- Makedonen galten als Eroberer und Unterdrücker des Antiken Griechenland, als erst genannte von einer Reihe Besatzer (Byzanz und Osmanen).
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Quelle: Makedonien.mk