Wenn jemand sagt, er wird auf „makedonisch schießen“ meint er damit bestimmt nicht das er ein paar Witze erzählt. Oder ein paar mehr Rakija auf ex trinkt. Nein, es mag sich vielleicht im ersten Anlauf „witzig“ anhören wenn es jemand so sagt, aber, diese Innovation wurde aus der Not geboren.
Damals, als die Mazedonier gegen die osmanische Herrschaft fochten. Aber auch, gegen sich selbst! Fehden, politische Ausrichtungen und Gesinnungen, etwaige Propaganda der Nachbarländer und Mitstreiter führten dazu, dass sich die Mazedonier untereinander selbst erschossen.
In der russischen Militärsprache gibt es einen Begriff mit dem man das beidhändige Schießen mit Schusswaffen bezeichnet, vornehmlich mit zwei Pistolen. Aber warum nennen die Russen dies „auf makedonisch schießen“ (Стрельба по-македонски) währenddessen in der „westlichen Welt“ diese Art des abfeuerns einer Waffe, bzw. hier zwei Waffen, als „Akimbo“ bezeichnet wird?

Dazu stellt die russische Version von Wikipedia zwei Versionen zur Etablierung der Bezeichnung dar:
Attentat in Marseille
Beim Attentat in Marseille wurde der serbische König Alexander ermordet, die Tat plante die kroatische Ustascha-Bewegung unter Ante Pavelić in Zusammenarbeit mit der makedonischen revolutionären Freiheitsbewegung VMRO. Das Attentat wurde vom makedonischen Freiheitskämpfer (manche bevorzugen aufgrund des Attentats die Bezeichnung Terrorist) Vlado Chernozemski ausgeführt, schießend auf das Fahrzeug des serbischen Königs.

Der Russe Vladimir Bogomilov wird als „Erfinder“ der Bezeichnung in der ersten Version angegeben, als er in einem Artikel der „Komsoljiskaja Pravda“ den Ausdruck verwendete als er über das Attentat schrieb. Allerdings wird in der Geschichtsschreibung und Kenntnissen nach dem Attentat klar, dass Chernozemski beim Attentat nur mit einer Pistole -einer Mauser C96- schoss, aber seine zweite Pistole -einen Walter Revolver- nicht zum Einsatz brachte.
Bogomilov aber erklärte das Chernozemski „besondere Fähigkeiten“ zum abfeuern von Schusswaffen hatte und begründete das einsetzen von nur einer Waffe damit, dass die Wächter des serbischen Königs unvorsichtig gewesen seien und es dem Attentäter mit dem entleeren des 10-Schuss Magazins der Mauser gelang den König und den französischen Außenminister Louis Barthou tödlich zu verwunden. Beide starben kurz nach dem Anschlag aufgrund der vielen gezielten Treffer durch Chernozemski.
Technik im Freiheitskampf entwickelt
In der zweiten Version zur Erklärung des Begriffs wird kurz und knapp angegeben, dass die makedonischen Freiheitskämpfer im Zuge des Kampfes zur Befreiung Makedoniens von dem osmanischen Besatzer diese Art des schießens verwendeten um effektiver zu sein. Nicht unbedingt in einer offenen Schlacht, jedoch bei den zahlreichen Anschlägen die die Revolutionären gegen den osmanischen Besatzer ausübten. Als Zeitspanne werden hier die Balkankriege 1912/1913 genannt, hier muss ich aber etwas korrigieren.
Ich hatte es ja kurz angedeutet, diese Art des Schießens wurde nicht unbedingt in der offenen Schlacht angewandt. Sondern vielmehr bei Anschlägen oder Attentate, allerdings bezog sich das nicht nur auf Anschläge gegen den osmanischen Besatzer. Die Freiheitskämpfer trugen auch untereinander blutige Kämpfe und Anschläge aus.
So gab es verschiedene Fraktionen im Laufe der Freiheitsbewegung, es gab auch Todesurteile seitens der Bewegung gegen „Verräter“ oder Köpfe der anderen Fraktionen die auch als solche angesehen wurden. Verfolgt man die Geschichte der makedonischen Freiheitsbewegung in der Zeit seit der Gründung dieser, gab es viele Attentate auf offener Straße oder Lokale wo die Opfer gezielt aufgesucht wurden.
Schießen auf Makedonisch ist Schnell und Effektiv
Da man ja im Untergrund kämpfte musste man den Anschlag schnell und effektiv ausführen. Dies führte dazu das der Ausführende statt mit einer Pistole oder Revolver eben zwei benutzte um mehr Schüsse abzugeben und einen weiteren Winkel für die Tat zu ermöglichen.
In der russischen Militärliteratur wird dazu auch angegeben das die Erfinder des „auf makedonisch“ schiessens eine besondere Fußstellung eingeübt hatten um in kürzester Zeit einen größeren Bereich durch einer kurzen Drehung beschießen zu können. Für den Fall das das ausgewählte Opfer über Begleitung, Mitkämpfer oder Leibwächter verfügte, oder man den Anschlag auf mehr als ein Opfer plante.
Angespornt um den Artikel zu verfassen wurde ich durch einen kürzlich hochgeladenen Yotube Clip der den russischen Stellvertretenden Ministerpräsidenten Dmitrij Rogozin zeigt, der diese Art des schießens auf makedonisch demonstriert. Ab Minute 0:40