Die Errungenschaften Alexanders des Großen sind in der Geschichte im Allgemeinen verankert, so auch in der Militärgeschichte. Er führte eine Kampftruppe mit sich, die der Garant für seine Siege und Eroberungen war: Die makedonische Phalanx!
Zu seiner Zeit erwies sich diese kompliziert gestaltete Kampfmethode als Superwaffe und bildete den Kern seiner Armee. Den Grundstein für Alexanders Schlagkraft, legte jedoch sein Vater. Er formte diese Truppe zu jener Formation die später dann unter seinem Sohn bis ans Ende der Welt marschieren, und siegen sollte!
Selbst als ihre Vormachtstellung schließlich von der römischen Legion gestürzt wurde, verlor die makedonische Phalanx nie ihren hervorragenden Ruf und ist bis heute eine der symbolträchtigsten Militärformationen aller Zeiten.
Die Ursprünge der Formation
Im Jahr 359 vor Christus bestieg König Philipp II. den makedonischen Thron und erbte eine Streitmacht, die dieser Bezeichnung nicht gerecht ist. Es war mehr oder weniger keine Armee, sondern eine Ansammlung von bewaffneten Untertanen. Sie fielen bis dahin zahlreichen Invasionen verschiedener Stämme zum Opfer, waren schlecht ausgerüstet und hatten keine richtige militärische Ausbildung. Man kann durchaus von einer „Bauernarmee“ sprechen.
Der junge König Philipp erkannte, dass sich dies ändern musste und leitete eine grundlegende militärische Reform ein. Besonders bei seiner Infanterie.
Er ließ sich dabei von den Reformen des thebanischen Feldherrn Epaminondas und des athenischen Feldherrn Iphikrates inspirieren. Brach aber mit „typisch griechische Kampftraditionen“ und modifizierte die Waffen und Formationen der Phalanx gegenüber der Vorstellungen über Kriegsführung der Griechen. So war das Qualitätsmerkmal makedonische Phalanx geboren, die alsbald Angst und Schrecken verbreiten sollte.
Philipp nutzte klug die natürlichen Ressourcen Makedoniens – hauptsächlich den Reichtum der Region an hochwertigem Holz namens „Kornelkirschenholz“ sowie Bronze- und Eisenreserven. Er stattete die Infanteristen seiner Armee mit einem vier bis sechs Meter langen Speer (Sarissa) aus. Solch überlange Speere hatte man bis dahin noch nicht gesehen!

Mit beiden Händen getragen und zu vier Fünfteln im Schacht gehalten, machte die extreme Länge der Sarissa die leichte Körperpanzerung der Infanteristen wett. Trotzdem trug jeder Soldat zusätzlich einen kleinen Schild (Pelta) um den linken Arm geschnallt.
Wie sah die makedonische Phalanx aus und wie funktionierte sie?
Philipps Männer wurden dann darauf trainiert und gedrillt, in großen, dicht gepackten Formationen, sogenannten Phalanxen, zu kämpfen. Das hat er sich in Theben abgesehen, als er dort als Jüngling als Geisel gehalten wurde. Aber seine Phalanx, war anders – vorrangig wegen den langen Speeren.
Die makedonische Phalanx hatte normalerweise eine Breite von acht Reihen und eine Tiefe von 16 Reihen und war von vorne praktisch nicht aufzuhalten oder zu durchdringen. Die extreme Länge der Sarissa bedeutete, dass bis zu fünf Lagen Spitzen vor dem Vordermann hervorstanden – so konnte die Phalanx jeden Gegner überwältigen und platt walzen.
Solange Rücken und Flanke geschützt waren, war die Formation sowohl als Verteidigungs- als auch als Angriffswaffe äußerst mächtig.
Doch der Schlüssel zur Macht der makedonischen Phalanx war tatsächlich die Professionalität der makedonischen Soldaten. Philipp sorgte dafür, dass seine neu formierten Phalangiten unermüdlich trainiert wurden, um die Richtung und Tiefe der Phalanx schnell und effektiv zu ändern – selbst in der Hitze des Gefechts.

Kurzum, er hatte seine Armee professionalisiert und körperlich auf Trab gebracht.
Denn, im Einsatz mussten sie regelmäßig beschwerliche Weitmärsche auf sich nehmen und dabei schwere Rucksäcke mit ihren persönlichen Waffen und Hab und Gut tragen.
Dank dieser regelmäßigen Ausbildung verwandelte Philipps Einführung der makedonischen Phalanx seine Infanterie von einem schlecht ausgerüsteten Pöbel in die stärkste und disziplinierteste Streitmacht der Zeit. Das sollten seine Feinde bald zu spüren bekommen…
Von den hartgesottenen Illyrern im Westen bis zu den griechischen Stadtstaaten im Süden konnte niemand mit Philipps disziplinierter, Sarissa bewaffneter Infanterie mithalten. Solange ihre Flanken und ihr Rücken geschützt waren, erwies sich die makedonische Phalanx als unaufhaltbar.
Als Philipp im Jahr 336 v. Chr. unerwartet ermordet wurde, hatten sich die makedonischen Phalangiten bereits als dominierende Militärmacht etabliert. Philipps Sohn und Nachfolger Alexander erbte somit die mächtigste Infanterietruppe jener Zeit. Und er war sich sicher, dass er sie einsetzen würde.
Das Herzstück von Alexanders Erfolg
Für Alexander war die makedonische Phalanx der Kern seiner Armee während seiner Eroberungen – von seinem ersten Sieg auf asiatischem Boden am Granikos im Jahr 334 v. Chr. bis zu seiner letzten offenen Schlacht gegen Porus, den König der Parauvas, am Hydaspes-Fluss in Indien .
Tatsächlich war die makedonische Phalanx für die scheinbare Unbesiegbarkeit von Alexanders Armee so wichtig, dass er sogar 30.000 Männer aus den persischen und asiatischen Heeren rekrutierte und sie nach makedonischer Art ausbilden ließ.
Die makedonische Phalanx war daher für Alexanders gesamten Feldzug von entscheidender Bedeutung. Dies war teilweise auf eine brillante Kampftaktik zurückzuführen, die Alexander anwendete und die das Beste aus seinen Hauptinfanteristen herausholte.
Seine Taktikzüge auf dem Schlachtfeld werden heute immer noch an Militärakademien gelehrt. Die bekannteste davon: Hammer und Amboss!
Hammer und Amboss
Diese Taktik, das A und O vieler der größten militärischen Erfolge Alexanders, bestand aus zwei Hauptteilen.
Der „Amboss“ bestand aus der makedonischen Phalanx – dem entscheidenden Verteidigungsarm von Alexanders Armee. Der König beauftragte seine Phalangiten, die gegnerische Infanterie anzugreifen und sie dann mit den zahlreichen Lagen und der schieren Länge ihrer Sarissen an Ort und Stelle zu halten.

Während die Phalanx ihren Feind in Position hielt, führte Alexander seine mächtige makedonische Schockkavallerie, seine Hetairoi (Gefährten), gegen einen schwachen Teil der feindlichen Linie.
Nachdem Alexander und seine Hetairoi ihren Gegnern einen entscheidenden Schlag versetzt hatten, drehten sie sich hinter die feindliche Infanterie, die bereits mit der makedonischen Phalanx im Kampf stand, und versetzten ihnen von hinten den Todesstoß.
Sie fungierten somit als Hammer, der den tödlichen Schlag ausführte, während die Phalanx als Amboss fungierte und die feindliche Infanterie in einer tödlichen Falle zwischen den beiden Kernen von Alexanders Streitmacht einklemmte.
Durch den Einsatz von Taktiken wie Hammer und Amboss erwies sich Alexanders makedonische Phalanx als mehr als gewachsen für jede gegnerische Kraft, der sie gegenüberstand.
Ausstattung/Bewaffnung eines Phalangiten
Sehen wir uns kurz etwas genauer an, was ein makedonischer Soldat der Phalanx in der Schlacht trug:
Der Phalangit trug als Hauptwaffe die Sarissa (1), ca. 6 m lang, mit einer langen Spitze und einem gewichteten Ende. Sarissen wurden in zwei Hälften transportiert und vor dem Kampf über eine Kopplungsvorrichtung (2) verbunden. Dies erleichterte den Transport erheblich.

Unter seinem Schild trug er an der linken Hüfte einen Kopis (makedonisches Schwert – 3), die Scheide getragen von einem Schulterriemen, der sich diagonal über seine rechte Schulter kreuzt.
Als Rüstung trug er einen Linothorax (Leinenrüstung – 4) mit Pteruges („Federn“ – 5) und darunter eine kurze Tunika (6). Die vorderen Reihen der Phalangiten waren wahrscheinlich schwerer gepanzert als die in der Mitte der Reihen.
Der hier gezeigte thrakische Helm ohne Feder (7) scheint am häufigsten gewesen zu sein. Dieser Mann trägt Beinschienen aus Bronze (8), um sein Schienbein zu schützen. Seine Füße sind mit harten Ledersandalen (9) bekleidet.
Auf seinem linken Unterarm, gehalten von einem Schweinswal („Griff“), ist sein Pelte (Schild – 10) mit einem Durchmesser von 45 cm angebracht. Ein Riemen (11) hilft dabei, den Schild an Ort und Stelle zu halten.
Die Schilddekoration zeigt den makedonischen achtstrahligen Stern, das makedonische königliche Symbol. (Grafik von Peter Dennis)