Bitola wartet immer noch auf seinen Moment im Rampenlicht, während Mazedoniens Besucher auf dem Weg zum Ohridsee und in die Hauptstadt Skopje sind.
Aber diese charmante Stadt belohnt neugierige Reisende mit einigen schwergewichtigen historischen Sehenswürdigkeiten und einer mühelosen Kaffeekultur. Hinzu kommt ein renommiertes internationales Filmfestival, eine aufstrebende lokale Weinproduktion und hervorragende Wandermöglichkeiten in der Nähe. Bitola ist auf jeder mazedonischen Reiseroute einen Besuch wert.
Ein Spaziergang durch die Geschichte von Bitola
Die architektonische Eleganz von Bitola überrascht nicht. Sobald Sie erfahren, dass die Stadt das diplomatische und kulturelle Zentrum des Osmanischen Reiches auf dem Balkan war. Dies brachte der Stadt Btiola den Beinamen „Stadt der Konsule“ ein. Europäische kulturelle Einflüsse des 19. Jahrhunderts sind in neoklassizistischen Stadthäusern zu sehen, die von der örtlichen Aristokratie erbaut wurden.
Die Yeni-, Isak- und Yahdar-Kadi-Moschee aus dem 16. Jahrhundert sowie die imposante Saat Kula (Glocken- und Uhrenturm) zeigen weitere Einflüsse der osmanischen Herrschaft in Mazedonien. Diese dauerte fast fünf Jahrhunderte an.
Die lebhafte Stara Čaršija (Alter Basar) blühte in vergangenen Tagen als wichtiges Handelszentrum auf dem Balkan. Sie begeistert mit mehr als tausend Handwerksbetrieben.
Während heute weniger als hundert verschiedene Waren verkauft werden, ist das Bummeln durch die Kopfsteinpflaster-Straßen und Gassen ein lustiges Zeitsprung-Erlebnis. Sowie eine Gelegenheit, ein paar Schnäppchen und authentische mazedonische Souvenire zu ergattern.
Nicht zu versäumen ist das Museum von Bitola (muzejbitola.mk). Das Museum befindet sich in der alten Bitola-Kaserne (1848), die einst als osmanische Militärakademie diente. Sein berühmtester Student – und Absolvent von 1899 – war zweifellos Mustafa Kemal Atatürk, der Vater der modernen Türkei.
Nationalheld der Türkei lernte in Bitola
Unter den vielen offiziellen Dokumenten und Fotos im Atatürk-Gedenkraum wirft ein wehmütiger Liebesbrief eines Bitola-Mädchens ein unterhaltsameres Licht auf das Leben des großen Staatsmanns.
Die exzellente Dauerausstellung zeigt die Geschichte der Region auf den Punkt gebracht mit einer Fülle von archäologischen und ethnografischen Gegenständen aus der Jungsteinzeit. Als auch späteren Epochen.
Ein weiteres Highlight ist das liebevoll erhaltene Bitola Stadthauszimmer aus der Jahrhundertwende.
Am Rande der Stadt gehören die Ruinen von Heraclea Lyncestis, gegründet von König Philipp II. von Makedonien im 4. Jahrhundert v. Chr., zu den wichtigsten archäologischen Stätten auf dem Balkan.
Die antike Stadt blühte während der römischen Herrschaft als wichtiger Halt auf der Römerstraße Via Egnatia auf und wurde später Bischofssitz.
Während der Ausgrabungsarbeiten können die Besucher die Überreste der römischen Bäder und des Amphitheaters, der frühchristlichen Basilika und des Bischofspalasts besichtigen. Als auch die farbenfrohen Bodenmosaike mit symbolischen Tiermotiven bewundern.
Wein- und Kaffeekultur in Bitola
Die mazedonische Weinbautradition reicht mindestens bis ins 4. Jahrhundert vor Christus zurück.
Glücklicherweise wurde dieses Erbe während der türkischen Herrschaft in den Klöstern der Region am Leben erhalten.
Das Markenzeichen des Landes ist Vranec, eine vollmundige, dunkelrote Sorte (perfekt zu Nationalgericht mit Tavče Gravče/gebackene Bohnen). Gefolgt von der aromatischen weißen Temjanika (gut zu einheimischen Fischen wie Ohridska Pastrmka bzw Ohridforelle).
Während die wichtigste Weinregion, Tikveš, von Bitola aus auf einem Tagesausflug besichtigt werden kann, müssen Sie keine Weinrouten einplanen: Bitolas lokaler Vlatko Ružin ist Mazedoniens qualifizierter Weinexperte der ersten Generation und kleiner Barrique-Produzent.
Weinproben in seinem eigenen Keller können über das Reisebüro Balojani DMC (balojani.com.mk) arrangiert werden. Der trockene rote Cabernet Sauvignon wird zusammen mit Käse, Schinken und Proja (gebackener Leckerbissen auf Maismehlbasis) angeboten.
Wie so ziemlich überall auf dem Balkan prägt die traditionelle Kaffeekultur den Alltag in Bitola.
In der lebhaften Meile Širok Sokak (breite Straße), der wichtigsten Fußgängerzone der Stadt, die von eleganten pastellfarbenen Fassaden gesäumt ist, können Sie einen entspannten Morgen oder Nachmittag in voll gepackten Straßencafés verbringen. Dabei kann man bei einem Kaffee und einem Schuss Rakija (lokaler selbstgebrannter Schnaps) die Leute beobachten.
Balkan-Kinematographie
Bitolas anderer Bekanntheitsgrad stammt aus der Filmwelt. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts lebten in der Stadt die Brüder Manaki, Milton und Yanaki – die Pioniere des Filmemachens auf dem Balkan.
Den Brüdern wird eine Reihe von Premieren zugeschrieben. 1903 eröffneten sie ein Fotostudio in Bitola, 1905 brachten sie die erste Filmkamera in das Osmanische Reich, schufen die ersten Spielfilme (eine kurze ethnografische Dokumentation) und begannen später mit der Filmvorführung im neuen ‚Manaki‘-Kino.
Das 1939 bei einem Brand zerstörte Kino wurde restauriert. Es beherbergt ein Film- und Fotoarchiv.
Jedes Jahr ehrt Bitola seine berühmten Bewohner im September mit dem Internationalen Filmfestival „Manaki Brothers“. Bei dem unabhängige ausländische Filme gezeigt werden und bei dem Prominente wie Catherine Deneuve, Daryl Hannah und Victoria Abril auftraten.
Das Festival hat man 1979 ins Leben gerufen und gilt als die älteste Veranstaltung dieser Art weltweit, die sich in erster Linie mit der Kunst der Filmkamera befasst. Die Kameramänner kämpfen um die Preise der Goldenen, Silbernen und Bronzenen Kamera.
Wandern im Pelister National Park
Naturliebhaber müssen nicht weit gehen, um exzellent wandern, reiten oder klettern zu können.
Um die Stadt Bitola herum liegt der 125 km² große Pelister-Nationalpark. Der Teil des Baba-Gebirges ist und mehrere 2000 m hohe Gipfel und unberührte Gletscherseen aufweist, die als Pelisterski Oči (Pelisteraugen) bekannt sind.
Der Park ist auch ein Lebensraum für endemische Flora und Fauna wie die seltene Molika-Kiefer oder Pelagonia-Forelle, ganz zu schweigen von einheimischen Wölfen, Bären und Rehen.
Am Fuße des Pelister und nur 10 Autominuten von Bitola entfernt befindet sich die Villa Dihovo (facebook Link), eine großartige ländliche Pension, die dem ehemaligen Fußballprofi Pece Cvetkovski gehört.
Pece ist ein Fan des Slow-Food-Konzepts. Die Pilzsuppe aus der traditionellen Küche der Familie ist ein Muss. Der Gastgeber organisiert gerne Wanderungen, Mountainbiketouren und andere Aktivitäten. Schwimmen und Skifahren sind je nach Jahreszeit ebenfalls möglich.
Lonely Planet (2016/englisch), übersetzt von Makedonien.mk