Kleopatra von Makedonien wurde um 357 vor Christus geboren, als Tochter von König Philipp II. von Makedonien und Olympias. Was eigentlich die wenigsten wissen, Sie war die einzige „Vollblut-Schwester“ Alexanders des Großen.
Weil sie doch arg im Schatten ihre Bruders, aber auch im Schatten ihrer Namensvetterin steht – haben wir Kleopatra den Spitznamen „die Unbekannte“ verliehen. Denn, sucht man in den einschlägigen Suchmaschinen oder auch digitale Bibliotheken nach, finden sich kaum Informationen über die Schwester des größten Eroberers der Antike.
Das ging sogar so weit, dass wir zum ersten mal Probleme hatten ein passendes Symbolbild für diesen Artikel zu finden und wir mussten was zusammen schustern. Kleopatra von Makedonien scheint einfach viel zu Unbekannt zu sein…
Und genau deshalb widmen wir uns der makedonischen Prinzessin mit diesen Artikel. Um hoffentlich etwas Licht ins Dunkle zu bringen.
Kleopatras Jugend in der makedonischen Hauptstadt Pella
Unter der starken Vormundschaft ihrer Mutter Olympias wuchs die makedonische Prinzessin auf. Und so auch wurde sie erzogen und war bereit, wichtige Rollen in der damaligen Herrschaftspolitik zu übernehmen. Während ihrer Erziehung im königlichen Palast von Pella erhielt sie eine Ausbildung, die viele Bereiche abdeckte. So wie eine Führungsausbildung, die sich nicht wesentlich von der von den Männern am makedonischen Hof unterschied. Wie ihre Geschichte zeigen sollte, hatte sie dabei auch einiges gelernt…
Kleopatras Jugend war stark von den Beziehungen zwischen ihren Eltern betroffen. Olympias und Philip hatten schon eine Art problematische Ehe. Die Politik des Königs, mehrere Frauen zu heiraten ist unter den Makedonen, die Polygamie betrieben, bekannt. Eine Politik die Philip auskostete und so alles von den Nachbarn-Reichen ehelichte was er zur Frau nehmen konnte um Allianzen zu Schmieden.
Diese Politik dürfte aber Olympias kau geschmeckt haben. Im „griechischem Raum“ war Polygamie eigentlich ein Tabu. Abgesehen davon betrachtete sie sich durch weitere Königsgattinnen auch abgewertet. Und Schlimmer, sie interpretierte das Ganze als eine Bedrohung für das königliche Erbe ihrer Kinder, allem voran für den Prinzen Alexander.
Die Beziehung des Königpaars erreichte 337 vor Christus einen Tiefpunkt, als Philip beschloss ein weiteres mal zu heiraten. Eine makedonische Adlige. Diese wurde auch Kleopatra (später jedoch Eurydike) genannt, eine Nichte von Attalos. Nicht nur das, sondern während eines Banketts zur Feier hatte Attalos den Mut, den jungen Prinzen Alexander indirekt als Bastard zu bezeichnen und zu bemerken, dass seine Nichte Philip und Makedonien endlich einen „reinen Erben schenken würde“.
Diese Aussage beruhte auf der Tatsache, dass man Olympias wegen ihrer Herkunft aus Epirus als Auswärtige betrachtete. Der Kommentar löste einen heftigen Disput zwischen Alexander und Attalos, und später dann zwischen Philip und Alexander selbst aus.
Nach diesem Vorfall ging Olympias ins Exil, mit Alexander. Olympias zog sich nach Epirus, ihrer Heimat und der Domäne ihrer Brüder zurück. Kleopatra blieb jedoch bei ihrem Vater in Pella.
Als die Prinzessin ungefähr zwanzig Jahre alt war, baute Philip auf sie. Es gab Probleme zu lösen. Seine Frau Olympias die ins Exil floh, plante in Epirus ihren Bruder Alexander I von Epirus, in einen Krieg gegen Philip II von Makedonien zu drängen. Ihr Sohn Alexander, würde sich dieser Verschwörung vermutlich anschließen war wohl die Befürchtung von Philip.
Arrangierte Ehe mit ihrem Onkel Alexander I. von Epirus
Der Makedonenkönig versuchte nun Olympias’ Einfluss auf ihren Bruder Alexander I von Epirus zu schwächen. So bot er diesem im Sommer 336 v. Chr. Kleopatras Hand an, ein Vorschlag den sein Schwager kurzerhand akzeptierte.
Philip könnte Kleopatra ausgewählt haben um ihren Onkel Alexander von Epirus zu heiraten, um zu verhindern das Olympias den Herrscher dort dominiert. Vielleicht würde dieser eher seiner Frau, als seiner Schwester gehorchen oder folgen. Wie dem auch sei, die Hochzeit zwischen Kleopatra von Makedonien und Alexander I von Epirus wurde für den Sommer in der alten königlichen Hauptstadt Makedoniens Aigai angesetzt.
Wie wir alle aus dem Geschichtsunterreicht wissen: Während der in Aigai stattfindenden Hochzeitsfeierlichkeiten wurde Philip bekanntlich ermordet.
Dieses tragische Ereignis brachte Kleopatras Bruder als Alexander III von Makedonien auf den Thron (damals war er noch nicht Groß, das kam später). Nicht wenige beschuldigten oder verdächtigten die Königin Olympias für dieses Attentat an den König Makedoniens – und tatsächlich hatte sie starke Motive für so einen Komplott gegen ihren Ehemann.
Während Olympias von Epirus nach Makedonien zurückkehren konnte, folgte ihre Tochter Kleopatra ihrem frisch angetrauten Ehemann nach Epirus. Weg von den Intrigen des makedonischen Hofes. Dort war ja gerade ihr Bruder Alexander dabei seine Macht zu festigen. Wie man heute weiß, endete das Ganze ziemlich Blutig während dieser Phase der Machtfestigung.
Kleopatra als Königin von Epirus
In der Zwischenzeit brachte Kleopatra in Epirus als Königin zwei Kinder zur Welt, Kadmeia und Neoptolemos II. Dort erhielt sie dann die Gelegenheit erstmals ein Land zu führen, als ihr Ehemann beschlossen hatte auf Hilferuf eine Kampagne außerhalb von Epirus zu starten.
Es war das Jahr 334 vor Christus, als ihr Mann sie verließ, für eine Kampagne in Süditalien. Dort eilte er verbündeten Griechen im Kampf gegen Süditalienische Stämme zur Hilfe. Eine fatale Entscheidung.
Kleopatras Ehemann war drei Jahre Abwesend und fiel im Kampf, sein Leichnam wurde zu seiner Witwe Kleopatra überführt. Die Abwesenheit und der anschließende Tod ihres Gatten gaben Kleopatra die Möglichkeit, die Angelegenheiten eines ganzen Staates zu regieren (man müsste korrekterweise sagen, als Regentin im Namen ihres minderjährigen Sohnes Neoptolemus, dem eigentlichen Thronfolger nach dem Tod ihres Gatten).
Es gibt keine Anhaltspunkte dafür, dass sie bei ihrer neuen Rolle versagt hat. Im Gegenteil, es scheint, dass sie Epirus mit solider Autorität regierte und die Nichterwähnung von Turbulenzen durch Geschichtsschreiber deutet darauf hin, dass Kleopatra die Ordnung in einer oft instabilen Region effektiv aufrechterhielt.
Einflüsse aus Makedonien
In der Zwischenzeit pflegte Kleopatra enge Beziehungen zu ihrem Bruder, auch während dieser weit entfernt in Persien seinen Feldzug führte. Natürlich stand Alexander der Große seiner Vollblut-Schwester Kleopatra wesentlich näher als gegenüber seinen weiteren Halb-Geschwistern aus den zahlreichen Ehen von seinem Vater. So überbrachten uns Schreiber Aufzeichnungen über aktive Hilfeleistungen.
So von Plutarch. Er berichtet wie der makedonische König nach der Belagerung von Gaza im Herbst 332 vor Christus eine große Menge Beute nach Hause entsandte. Ein Teil von dieser Beute ging an seine Schwester Kleopatra, nach Epirus. Aber auch sie selbst zeigte sich Hilfsbereit.
Als 331 v. Chr. eine Hungersnot herrschte, ließ Kleopatra 50.000 Medimno* Weizen aus Kyrene importieren. Außerdem gab sie Befehl zur Verschiffung von epirotischem Getreide nach Leukas und Korinth. (*Der Medimno war ein Getreidemaß auf der Insel Zypern. 1 Medimno = 3678 Pariser Kubikzoll = 75,095 Liter.)
Wichtige Entwicklungen
Die Entwicklung in Makedonien würde die Dauer von Kleopatra als Herrscherin in Epirus bestimmen. Bemerkenswerterweise erreichten 324 vor Christus die Beziehungen zwischen Alexanders ernanntem Gouverneur in der Heimat Makedonien, Antipater, und Olympias den tiefsten Punkt.
Seit etwa 330 v. Chr. lebte die makedonische Königsmutter Olympias am Hof ihrer Tochter in Epirus. Beide waren mit Antipatros verfeindet, der im Auftrag Alexanders des Großen als Reichsverweser in Makedonien und die eroberten Gebiete in Griechenland fungierte.
Olympias nahm ihrer Tochter jedoch die Herrschaft über Epirus mehr oder weniger aus den Händen, so dass Kleopatra 325 v. Chr. mit ihren Kindern nach Pella in Makedonien zog.
Neuordnung nach dem Tod Alexanders III von Makedonien
Kleopatras Bruder Alexander, der Große König von Makedonien, kehrte aus Babylon nicht mehr zurück. Der Tod Alexanders markierte einen Wendepunkt nicht nur für Kleopatra und viele andere Persönlichkeiten, als auch der damaligen Zeit und Ordnung selbst. Dies geschah ein Jahr nachdem Kleopatra eine Führungsrolle in Makedonien übernommen hatte.
Nach diesem Ereignis gewann sie an neue Bedeutung. Sie war eine Witwe, noch im „jungen Alter“ und konnte mit Sicherheit noch einen Argeaden-Erben und somit einen legitimen Thronfolger zur Welt bringen.
Die Alexander Nachfolger (allgemein als Diadochen bezeichnet), die entweder um die universelle Kontrolle über das Alexander Reich oder um einige Teile davon kämpften, besaßen große militärische Kräfte. Ihnen fehlte aber ein legitimer Erbe, oder eine Verbindung zu der Argeaden Dynastie, um ihre Ansprüche auf eine Herrschaft zu stützen.
Derjenige unter den Diadochen, der Kleopatra zu einer Ehe überreden könnte, würde somit eine legitimere Autorität unter den Makedonen erlangen und seine Rivalen in den Nachfolgekriegen übertrumpfen. Daher warben im Laufe der Zeit viele Diadochen um ihre Hand an.
Auf der Suche nach einem Bräutigam
Kandidat Nummer 1: Um sich eine Unterstützung gegen den verhassten Antipatros zu sichern, wollte sich Kleopatra zunächst mit dem neuen Statthalter Phrygiens, Leonnatos, vermählen. Kleopatra schrieb Leonnatos und lud ihn nach Makedonien ein, um zu heiraten. Ob es ihre eigene Idee war, oder ihre Mutter den Vorschlag unterbreitete, ist heute ungewiss. Möglicherweise war es sogar Leonnatos selbst, der diese Vereinbarung initiierte. Der Sohn des Anteas war ein vertrauenswürdiger Freund von Kleopatras Bruder gewesen. Beide kannten sich seit der Kindheit im makedonischen Königspalast. Möglicherweise hatte Leonnatos sogar eine entfernte familiäre Beziehung zu Philipps Mutter Eurydike. Daher war der Plan sie zu heiraten, um den makedonischen Thron zu besteigen, für beide durchaus lukrativ.
Der Satrap plante, seine Armee nach Makedonien zu bringen, unter dem Vorwand Antipater gegen andere Nachfolger zu helfen. Leonnatos beabsichtigte die Vormacht in Makedonien zu übernehmen, sobald er das Territorium betreten und seinen Anspruch durch die Heirat mit Kleopatra legitimieren konnte. Doch bevor er seinen Plan verwirklichen konnte, fiel Leonnatos im Kampf gegen die Griechen in Thessalien.
Kursänderung und Kandidat Nummer 2. Nach dem Fall von Leonnatos wandte sich Kleopatra einem anderen prominenten Kandidaten unter den Makedonen zu, Perdikkas. Wiederum mag es eher er selbst gewesen sein, der sich Kleopatra überhaupt genähert hatte. Zu dieser Zeit befand sich Perdikkas nämlich auf dem Höhepunkt seiner Macht, als er zumindest formal im Namen des geistig behinderten Halbbruders von Alexander dem Großen, Philip III. Arrhidaeus, und des kleinen Sohnemann von Alexander, Alexander IV. Aigos, als Regent regierte. Aber vielleicht war es wiederum eine Idee ihrer gewieften Mutter Olympias?
Die Verhandlungen zwischen Perdikkas und Kleopatra wurden angeblich so ernst, dass letztere in das Hauptquartier von Perdikkas in Sardes (Lydien, heutige Türkei) reiste. Bei ihrer Ankunft erfuhr Kleopatra jedoch, dass er bereits verlobt war.
Perdikkas sympathisierte zwar durchaus mit dem Gedanken einer Ehe mit der hochstehenden Makedonin, war aber schon mit Nikaia verlobt. Ausgerechnet der Tochter vom Erzfeind Antipatros. Wenn er diese Beziehung wegen einer Heirat mit Kleopatra auflöste, fürchtete Perdikkas, sich damit Antipater zum Gegner zu machen. Um nicht mehr im Einflussbereich des Antipatros und gleichzeitig in der Umgebung des Reichsverwesers Perdikkas zu sein, hielt sich Kleopatra trotz dessen zögerlicher Haltung von nun an in Sardes auf.
Intelligente diplomatische Manöver
Die Historiker sind sich schon irgendwie einig, dass eine Ehe mit Kleopatra für Perdikkas sehr verlockend war. Sie zu heiraten hätte seinen Anspruch untermauert ein vereinigtes Reich von Makedonien zu regieren, nachdem es ja auseinanderfiel. Aber es erforderte Zeit und Widerstand gegen andere Konkurrenten, die mit Sicherheit gewalttätig auf eine solche Vereinbarung reagieren würden.
Eine Passage des Geschichtsschreibers Diodor zeigt am besten das Dilemma von Perdikkas, das von modernen Gelehrten manchmal zu stark vereinfacht wird. Nebenbei offenbart es Kleopatras Bedeutung:
„Perdikkas hatte früher geplant, in Harmonie mit Antipater zu arbeiten, und aus diesem Grund hielt er sich zurück, als seine Position noch nicht fest etabliert war. Aber als er die Kontrolle über die königlichen Armeen und die Vormundschaft der Könige erlangt hatte, änderte er seine Berechnungen. Denn da er nun nach dem Königtum griff, wollte er Kleopatra heiraten und glaubte, er könne sie benutzen, um die Makedonen davon zu überzeugen, ihm zu helfen, die höchste Macht zu erlangen. Da er seinen Plan jedoch noch nicht enthüllen wollte, heiratete er Nikaia für eine Zeit, damit er Antipater seinen eigenen Unternehmungen nicht feindlich gegenübersteht.“
Kleopatra muss sich ihrer wichtigen Position als legitime und seltene Figur im Kampf der Nachfolger um die Macht im zerfallenen Alexandrreich eindeutig bewusst gewesen sein. Denn, die Tatsache das Perdikkas dann Nikaia heiratete um nicht mit Antipater einen Bruch zu erleiden, entmutigte Kleopatra keineswegs. Sie blieb weiterhin in Sardes.
Aufenthalt in Sardes
Irgendwann im Jahr 322 vor Christus ernannte Perdikkas Kleopatra zur Zivilgouverneurin von Lydien und ersetzte in diesen Aufgaben den ehemaligen Gouverneur Menander, der von nun an Kleopatra gehorchen musste, obwohl eigentlich er für das Provinzmilitär verantwortlich war. Diese Ernennung offenbart Perdikkas Absichten gegenüber Kleopatra. Er machte ihr zudem weitere Geschenke, die ein gewisser Eumenes (der einzige Grieche unter den Makedonen) in seinem Namen überreichte.
Kleopatra war nun Regentin von Lydien. Was bedeutete diese Rolle für Kleopatra? Die Schwester von Alexander der Große kontrollierte nun ein großes Gebiet, welches sie von ihrem momentanen Sitz aus leicht regieren konnte. Außerdem wurde Lydien die dritte Kraft, oder sagen wir, der Machtbereich in welchem Kleopatra nach ihren Rollen in Epirus und Makedonien als Regentin aufstieg. Dies war eine absolut bemerkenswerte Leistung, bei der eine Frau auf zwei Kontinenten an die Spitze von drei verschiedenen Mächten aufstieg.
Dies war selbst für die vorherrschenden männlichen Herrscher der Antike eine selten gesehene Leistung. Betrachtet man es nüchtern, erreichte nur Königin Victoria des britischen Empires diese Leistung Tausende von Jahren später, aber mit ganz andere Voraussetzungen.
Der Fall von Perdikkas läutet den Untergang Kleopatras ein
Antigonos informierte unterdessen Antipatros über die geheimen Pläne des Perdikkas, besonders dessen Streben nach dem makedonischen Königstitel über eine Heirat mit Kleopatra. Daher schloss sich Antipatros einem Bündnis von Satrapen gegen Perdikkas an.
Dieser konterte nun mit der Verstoßung seiner just angetrauten Nikaia. Zudem legte Perdikkas jetzt den Fokus auf Kleopatra. Er sandte Geschenke und einen Heiratsantrag über seinen Feldherrn Eumenes von Kardia (Anfang 321 v. Chr.).
Bevor er Kleopatra heiraten konnte, wagte sich Perdikkas nach Ägypten, um Ptolemaios I. (dem Begründer der Ptolemäer Dynastie, aus welcher die berühmte Kleopatra von Ägypten stammte) anzugreifen. Anfang 320 v. Chr. wandten sich jedoch seine eigenen Streitkräfte gegen ihn und ermordeten Perdikkas kurzerhand am Nil. Perdikkas, der die Truppen in etliche Fehlschläge im Zuge der Kampagne führte, wurde nachts in seinem Zelt überfallen und getötet (Mai/Juni 320 v. Chr.). Als Haupttäter galten seine Offiziere Antigenes und Seleukos (der Begründer des s.g. Selekuidenreiches).
Ein absolutes Schlüsselereignis für die Schwester von Alexander. Denn, nach dem Fall von Perdikkas ging es für Kleopatra bergab.
Auf der Konferenz von Triparadeisos Anfang 320 vor Christus ersetzte ein gewisser Kleitus Kleopatra in der Regierungsführung von Lydien. In der Zwischenzeit hatten die Teilnehmer den Vertrauten von Perdikkas und Kleopatra, Eumenes, geächtet.
Eumenes war über eine solche Entscheidung verärgert und handelte von sich aus, um Antipater zu bedrohen und Kleopatra seine Absichten zu signalisieren. Denn Eumenes hoffte, der es nun auf einen entscheidenden Kampf mit dem neuen Reichsverweser Antipatros in der Ebene von Sardes anlegte, dass sich Kleopatra öffentlich zu seinen Gunsten aussprechen würde, denn durch eine solche Stellungnahme der Schwester Alexanders des Großen könnte er die Herrschaft übernehmen.
Der römische Historiker Justin erzählt die folgenden Ereignisse (in Epitome of Pompeius Trogus‘ Philippic Histories, Buch 14. 1. 7-8.):
„Als nächstes ging er [Eumenes] nach Sardes, zu Kleopatra, der Schwester von Alexander dem Großen, um mit ihrem Einfluss die Loyalität seiner Kapitäne und Hauptoffiziere zu sichern, die glauben würden, dass die königliche Autorität auf der von Alexanders Schwester favorisierten Seite liegt. Dies war der Respekt, den Alexanders heiliger Name verlieh, dass sogar Frauen als Weg zu dem Prestige benutzt wurden.“
Kampf gegen Antipater
Kleopatra ging vorsichtig auf Eumenes zu und überzeugte ihn, Sardes zu verlassen, bevor Antipater dort ankommen würde. Eumenes tat dies, aber dies hinderte Antipater nicht daran, Kleopatra offen vorzuwerfen sich mit Eumenes und seinen Rivalen verschworen zu haben. Kleopatra nutzte die Abwesenheit von Eumenes, um sich fest zu verteidigen. „In gewisser Weise eher wie ein Mann als eine Frau„, wie der berühmte Schreiber Arrian es dann ausdrücken sollte.
Ein interessanter Disput fand zudem in Sardes statt. Der frustrierte Antipater beschuldigte Kleopatra öffentlich, mit Perdikkas am Tod ihrer Halbschwester Kynane beteiligt gewesen zu sein (siehe Lesetipp). Kleopatra würde sich jedoch nicht so leicht unterwerfen und wehrte sich. Mit Erfolg, sie nahm keinen Schaden aus der Auseinandersetzung – beide Seiten trennten sich anscheinend gütlich, wie uns Arrian versichern mag.
LESETIPP: Alexanders Halbschwester Kynane – Die makedonische Amazone
Der Name Kleopatra erscheint in den Quellen erst in Ereignissen eines Jahrzehnts später. Während dieser Zeit hatte Kleopatra die Teilung von Alexanders riesigem Reich miterlebt. So auch die Ermordung ihrer Mutter Olympias durch Kassander. Der Mord an ihrem Neffen und etwas älteren Halbbruder Herakles (vermutlich ein uneheliches Kind mit Barsine, eine persische Adlige und Geliebte Alexanders des Großen); und der Fall ihrer Familie und vieler anderer, die nach Macht in einer der grausamsten Perioden der Antike strebten.
Kleopatra von Makedonien und ihre Ermordung
Nach dem Tod des Antipatros hatte insbesondere Antigonos eine sehr mächtige Stellung eingenommen. Wenn er auch Kleopatra sehr ehrenvoll behandelte, ließ er sie zehn Jahre in Sardes festhalten. Schließlich gelang es ihr 309/308 v. Chr., aus Sardes zu fliehen.
Kandidat Bräutigam Nummer 3? Sie wollte zu Ptolemaios I. fliehen, der ein Gegner des Antigonos war und damals auf Kos weilte. Vielleicht hoffte sie auch auf eine Eheschließung mit ihm. Sie war nicht mehr die Jüngste, es war auch fraglich ob sie überhaupt noch einen Erben zur Welt bringen könnte (vergesst nicht, wir reden hier von einer Zeit vor drei Tausend Jahren, da war nichts mit ich geh mal schnell Ultraschall und Gynäkologe). Aber, es könnte auch für Ptolemaios durchaus verlockend gewesen sein, Alexanders Schwester zu heiraten.
Allerdings fand ihr Plan ein jähes Ende, als ein Statthalter des Antigonos sie auf der Flucht stellen konnte und wieder in Sardes internierte.
Über die genauen Umstände ihres Ablebens herrscht leider keine genaue Gewissheit. Man sagt, in Sardes wurde sie nicht viel später „von einigen Sklavinnen ermordet“. Klingt etwas seltsam. Antigonos wurde natürlich verdächtigt der Anstifter zu sein. Historiker sind sich einig das sich der Verdacht erhärtet, nachdem man weiß, dass er die „schuldigen“ Sklavinnen zu Tode verurteilte. Um den Schleier perfekt zu machen, richtete er ein prächtiges Begräbnis für Kleopatra aus.
Fazit über die unbekannte Kleopatra von Makedonien
Wie Ihr gesehen habt, gab es doch einiges über die Kleopatra zu erzählen die fast keiner kennt. Und würde die berühmte Kleopatra von Ägypten nicht den selben Namen tragen, würde wohl kaum jemand beim Googeln Notiz von Alexanders Schwester genommen haben.
John Whitehorne schreibt in seiner Arbeit „Kleopatra“ eine schöne Zusammenfassung über die doch eher unbekannte Kleopatra von Makedonien, insbesondere in Bezug auf ihre Rolle während der Nachfolgekriege nach dem Tod ihres Bruders Alexander der Große. So schreibt er:
„Kleopatra von Makedonien hat nicht nur eine Zeit beispielloser Turbulenzen in der Geschichte überlebt. Sie überlebte mit Macht und Ehre. Alexanders Schwester Kleopatra zeigt deutlicher, dass jede frühere Figur die Art von Autorität und Einfluss hat, die eine königliche Frau jetzt beherrschen kann, angesichts der Qualitäten und der Entschlossenheit, mit denen sie wie ihre Mutter und ihr Bruder so reichlich ausgestattet war.“
Literaturverzeichnis:
- Diodorus. Bibliotheca Historica.
- Justin. M. I. Epitoma. Historiarum Philippicarum. Pompei Trogi.
- Arrian. Anabasis
- Alexander Meeus. Kleopatra and the Diadochoi, aus Faces of Hellenism : studies in the history of the Eastern Mediterranean. 2009
- John Edwin George Whitehorne. Cleopatras. 1994.
- Walter M. Ellis. Ptolemy of Egypt. 1993.
- Werner Huß. Ägypten in hellenistischer Zeit 332–30 v. Chr. 2001.
- Felix Stähelin. Kleopatra 13. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft. 1921.
- Max L. Strack. Die Dynastie der Ptolemäer. 1897.