Ein wichtiges Zeugnis, in der stetigen Diskussion ob die antiken Makedonier tatsächlich Griechen gewesen sein sollen, hinterlässt uns Lucius Annaeus Florus. Schon im zweiten Jahrhundert differenzierte er eindeutig zwischen Makedonier und Griechen.
Verständlich, die Makedonier wurden erst in der Neuzeit gräzisiert und dieser Prozess ist noch immer im Gange. Deshalb sind Autoren aus der Antike wichtig, die wie Florus uns Zeugnisse in dieser Frage hinterlassen haben.
Wer war Florus?
Florus war ein römischer Historiker in der Zeit der Kaiser Trajan (98–117) und Hadrian (117–138). Er wird von manchen Quellen mit dem Dichter Publius Annius Florus identifiziert.
Er stellte um 120 eine kurze Skizze der Geschichte Roms in zwei Bänden (in anderer Zählung vier Bücher) von der Gründung der Stadt bis zur Varusschlacht im Jahr 9 n. Chr. zusammen, wobei er sich vor allem auf Livius, Sallust, Lucan, Seneca d.Ä. und Tacitus stützt.
Das Werk, die Epitoma de Tito Livio bellorum omnium annorum DCC libri duo, ist in einem bombastischen und rhetorischen Stil geschrieben, und mehr eine Lobschrift auf die Größe Roms, dessen Leben in die vier Abschnitte Kindheit, Jugend, Erwachsenen- und Greisenalter aufgeteilt ist. Es weist häufig geographische und chronologische Fehler auf, wurde aber dennoch im Mittelalter viel benutzt.
Makedonien erhob wieder sein Haupt
In Buch 1 der Epitome beschreibt Florus den ersten makedonischen Krieg, als Rom und Makedonien sich im Kriegszustand befanden. In Kapitel 23 lesen wir:
„Nach der Eroberung Karthagos schämte sich keine Nation, besiegt zu werden. Die Völker von Makedonien, Griechenland, Syrien und allen anderen Ländern folgten unmittelbar nach Afrika, als wären sie durch die Flut und den Strom des Glücks getragen.“
Wir sehen das die Völker von Makedonien und Griechenland separat aufgezählt sind und deutlich differenziert werden. Weiter im nächsten Passus heißt es:
„Von all diesen waren die Makedonier die ersten, ein Volk das einst auf impereailsche Macht ausgerichtet war; Und so, obwohl zur Zeit König Philipp V den Thron inne hatte, fühlten sich die Römer dennoch als ob sie gegen König Alexander kämpften.“
Florus bezeichnet die Makedonier wiederholt als eigenes Volk.
In Kapitel 28 ist das Thema der zweite makedonische Krieg, auch dort lesen wir das Florus die Makedonier als eigenständiges Volk bezeichnet:
„Während Nation nach Nation in der Katastrophe des syrischen Krieges beteiligt war, erhob Makedonien wieder sein Haupt. Die Erinnerung an ihre ehemalige Größe spornte das tapfere Volk zum Handeln an. Auch Philip war von seinem Sohn Perseus nachgefolgt worden, der glaubte, dass er mit dem hohen Ansehen der Nation, die Makedonien, einmal errungen hatte, für immer errungen bleiben sollte. Unter seiner Führung erhoben sich daher die Makedonier viel stärker als unter seinem Vater.“
Hier scheint Florus voll der Zuneigung zu den Makedonen verfallen zu sein, dies ist aber für unsere Frage irrelevant. Offensichtlich, und für uns von primärer Bedeutung, sind die deutlichen Klassifizierungen der Makedonier als eigenständiges Volk und Nation.
Anhand dieser Zeugnisse aus dem 2. Jahrhundert ist es schwer nachvollziehbar wie man noch die Courage besitzen kann die Makedonier als Griechen zu bezeichnen!
Quelle: THE TWO BOOKS OF THE EPITOME, EXTRACTED FROM TITUS LIVIUS, OF ALL THE WARS OF SEVEN HUNDRED YEARS – Lucius Annaeus Florus
English translation can be found here in history.mk