Die Festung Kale in Skopje liegt auf dem gleichnamigen Hügel im Zentrum der mazedonischen Hauptstadt, am linken Ufer des Flusses Vardar und teilweise im westlichen Teil der alten Čaršija.
Nach heutigem Kenntnisstand war das Gebiet, in dem sich die heutige Festung befindet, bereits seit prähistorischer Zeit besiedelt. D. h. irgendwann um das 4. bis 3. Jahrtausend vor Christus. Der Ort wurde irgendwann um das 7. bis 6. Jahrhundert v. Chr. wieder besiedelt.
Diese Siedlung war durch Mauern geschützt und existierte bis zum 4. oder 3. Jahrhundert vor Christus. Überreste halblehmiger Häuser hat man aus dieser Zeit gefunden, die einen viereckigen Grundriss und einen flachen Boden hatten und tief in die Erde gebaut waren.

Die nächste Phase der historischen Entwicklung findet etwa im 5. bis 6. Jahrhundert statt, als eine neue Mauer um die Siedlung errichtet wurde. Die Häuser aus dieser Zeit hatten eine viereckige Form und wurden aus Holzbalken gebaut.
Später dann, erlebte die Festung eine fünf Jahrhunderte andauernde osmanische Besatzung.
Festung Kale – einer der wichtigsten strategischen Punkte des Landes
In den Quellen wird die Stadtsiedlung „Skopje“ erstmals Ende des 9. Jahrhunderts erwähnt.
Die Festung Kale war während der Herrschaft des Zaren Samoil einer der wichtigsten strategischen Punkte des Landes. Die ältesten Elemente der Hauptstadtmauer sollen aus dieser Zeit stammen.
Im 11. Jahrhundert sind die sogenannte „Zyklopenmauern“ erbaut, und Arbeiten an der Stadtmauer wurden während der Komnenischen-Dynastie und in der Zeit vom 13. bis zum 14. Jahrhundert durchgeführt. Am 19. Januar 1392 fiel Skopje an die Osmanen. Während der osmanischen Herrschaft wurde die Festung später militärisch vernachlässigt.

Eine detaillierte Beschreibung der Festung Kale verfasste im 17. Jahrhundert der osmanische Schriftsteller und Wanderer Evliya Çelebi. Zwanzig Jahre später schrieb der kaiserliche General Piccolomini in einem Brief an den österreichischen Kaiser Leopold I. von Habsburg: Die Festung ist im alten Stil ummauert, jetzt völlig ohne Verteidigung und Wasser, es gibt keinen Platz für Kavallerie.
Der General brannte am 26. Oktober 1689 Skopje nieder. Um den Ausbruch von Krankheiten zu verhindern, oder sich laut anderen Berichten für die osmanische Belagerung Wiens zu rächen, befahl General Piccolomini, die Stadt niederzubrennen. Nur wenige aus Stein gebaute Bauwerke wie die Festung und einige Kirchen und Moscheen waren relativ unbeschädigt geblieben.
Einige Berichte über diese Ereignisse besagen, dass Piccolomini Skopje zerstört hat, weil seine Streitkräfte nicht in der Lage waren, eine Stadt zu besetzen und zu regieren, die so weit von seinem Hauptquartier entfernt war.
Im 19. Jahrhundert befanden sich auf der Festung noch osmanische Lagerhäuser, Schießpulverlager, ein Lazarett und ein berüchtigtes Gefängnis. Einem ähnlichen Zweck diente es in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts bis 1951, als die Armee die Festung verließ und in modernere Kasernen zog.

Die Festung Kale erlitt beim verheerendem Erdbeben von 1963 große Schäden. Die Wälle, Wehrtürme und Gebäude der Festung wurden zerstört, was ihre Wiederherstellung erheblich erschwerte. Der Wiederaufbau wurde mit dem südwestlichen Walls im September 2010 abgeschlossen, der am Vorabend des Unabhängigkeitstages Mazedoniens feierlich beleuchtet wurde.
Archäologische Forschung
Die Festung liegt am südlichen Ende der geologischen Landschaft aus versteinerten Mergelsedimenten und weichen Sandschichten, die sich im Gebiet zwischen den Flüssen Vardar und Lepenec erstreckt. Es hat die Form eines Dreiecks, das im nördlichen Teil abgeflacht ist und an der Süd- und Westseite ein ausgeprägtes Gefälle aufweist.
Der östliche Teil der Festung fällt stufenweise zum Fluss Serava ab und heute befindet sich darin ein Teil des alten Basars/Čaršija. Innerhalb der Festung Kale gibt es eine große Anzahl archäologischer Stätten, zu denen weitere Untersuchungen durchgeführt wurden.

In der Zeit von 1953 bis 1967 hat man bedeutende archäologische Ausgrabungen durchgeführt. Beweise für die Existenz einer spätneolithischen Siedlung in der Gegend sind das Ergebnis der Forschungen.
Die letzten archäologischen Ausgrabungen begannen am 14. Mai 2007. An den Ausgrabungen waren mehr als 200 Archäologen, Historiker und Arbeiter beteiligt. Das Projekt zielte darauf ab, die Wälle und Türme des südwestlichen Teils der Festung zu erkunden, zu schützen und wiederherzustellen.
Die Festung gilt, ähnlich wie die Steinbrücke, als eines der Wahrzeichen der Stadt Skopje und ist ein integraler Bestandteil des Stadtwappens.
Kartograph Angelino Dulcert zeichnete die Festung Kale im 14. Jahrhundert
Wer war Angelino Dulcert? Abgesehen davon, dass er Seemann war, erlangte er nach und nach den Ruf einer der besten Kartographen seiner Zeit zu sein. Er verfasste den populären „Portolan“, in dem auch Kale seinen Platz fand.
Die angefertigte geographische Karte – Portolan und die Zeichnung von Skopje waren kein Zufall, sondern ein Ergebnis der jeweiligen historischen Umstände. Genau diese Umstände trugen dazu bei, dass Skopje in die Konstellation wichtiger Städte aufgenommen wurde. Im Jahr 1339 fertigte er die Karte an, somit etwa 60 Jahre bevor Skopje am die Osmanen fiel.

Heute wird sein Werk zusammen mit seinen anderen Meisterwerken in der Nationalbibliothek in Paris aufbewahrt.
Dulcert präsentiert in seinem Werk die Festung Skopje, die damals zusammen mit den Vororten der zentrale Teil der Stadt war. Im Vordergrund ist eines der Haupttore zu sehen, wahrscheinlich das Südtor der Festung. Man kann auch einen Teil des Inneren der Festung mit Rundbögen erkennen, die Teil der anderen Tore der Stadt sein könnten.
Außerhalb der Festung wird die Umgebung dargestellt, vor allem die Berge um Skopje. Der wichtigste Teil sind natürlich die zahlreichen Türme, die sich über alle Teile der Festung erheben.

Auf einer der Türme in der Zeichnung weht eine Flagge, die einen roten Doppelkopf-Adler auf gelblichen Hintergrund darstellt, als heraldisches Wappensymbol, das im Mittelalter hauptsächlich von orthodoxen Christen verwendet wurde.
Kale – ein Naturschutzgebiet im Zentrum von Skopje
Wenn man über Skopjes Kale spricht, sollten zunächst zwei Begriffe getrennt werden: Kale als historische Festung, und Festung und Kale als geografisches Gebiet.
Tatsächlich handelt es sich bei Kale um einen hohen und steilen Hügel, der auch als Gradište bekannt ist und sich in Nord-Süd-Richtung entlang des Flusslaufs Vardar erstreckt. Auf der Westseite wird es durch die Häuser aus der Altstadt von Skopje-Varoš begrenzt. Auf der Ostseite durch die steilen Täler, die bis zum Ufer des Vardar reichen, d. h. durch den Ort namens Krivi Dol.

Kale ist ein Hügel, der überwiegend aus Sedimentgesteinen besteht. Im Jahr 1926 bestimmte der jugoslawische Paläontologe Pavlović mehrere Arten von Wasser-, Fluss- und Seefossilien der Gattungen Unio, Pisidium, Ancylus, Planorbis, Prososthenia, Neritodonta usw. in gelblichen Tonsanden unter der Kale-Festung.
Sie sind Zeugnisse des früheren Verlaufs des Flusses Vardar sowie der Seephase des Skopje-Beckens. Aus diesen Gründen wurde die Ortschaft „Skopsko Kale“ 1987 vom Parlament zum Schutzgebiet der Kategorie Naturdenkmal erklärt. Dieses Gebiet umfasst eine Fläche von etwa 2 Hektar.
Mit den neueren Analysen des Gebiets wird laut Raumordnungsplan vorgeschlagen, dieses Gebiet aufgrund seiner zunehmenden Urbanisierung in eine niedrigere Schutzkategorie einzustufen, d. h. als Naturrarität zu erklären.
Kale wurde seit der ersten Entdeckung der Fossilienreste nicht paläontologisch untersucht und es gibt keine detaillierten Informationen über die paläontologischen Überreste, die sich darunter befinden.

In diesem Bereich befinden sich heute bedeutende Objekte aus dem kulturellen Reichtum Mazedoniens, wie der französische Militärfriedhof und das Museum für zeitgenössische Kunst. Nirgendwo in Kale gibt es einen Bereich, der Informationen über die natürlichen Besonderheiten dieses Ortes liefert.
Dieses Gebiet ist nicht nur wegen der Fossilienreste von Bedeutung. Kale ist zusammen mit dem Park Gazi Baba und dem Hausberg Vodno die größte grüne Insel in Skopje, die zur Erhaltung der Lebensqualität in der Stadt beiträgt. Zudem stellt es ein bedeutendes Gebiet für die lokale Artenvielfalt dar.
Laut der Studie zur Begrünung und Aufforstung des Gebiets der Stadt Skopje ist Kale zwar die Grünfläche, die dem zentralen Bereich am nächsten liegt, derzeit jedoch einer der am wenigsten besuchten Orte der Stadt ist.
Und wenn sich jemand auf die Festung verirrt, handelt es sich meist um „Kurzaufenthalte“. Die Festung bietet einen fantastischen Foto-Selfie-Blick auf die Stadt sowie die Möglichkeit, mit wenigen Fußschritten den Alten Basar und das Zentrum von Skopje zu erreichen.