Eine geheimnisvolle alte Mine steht heute noch in Mazedonien, direkt an der Grenze zu Griechenland. Allchar heißt diese Mine. Die Geschichte von Allchar reicht von der Zeit des antiken Mazedoniens über die Römerzeit und das Osmanische Reich bis heute.
Dort soll es Mineralien geben, die nirgendwo sonst auf dem Planeten zu finden sind. Man geht davon aus, dass der seltenste von allen – der Lorándit – das Potenzial hat, uns die Arbeit der Sonne zu verstehen. Science-Fiction oder Realität?
Die Geschichte der Mine ist sehr interessant, aber wenig bekannt und dokumentiert. Es ist ein Bergwerk mit einer besonders langen Tradition. Es gibt sogar eine geschichtliche Verbindung nach Deutschland.
Gold, Thallium, Antimon, das zum Legieren schwerer Waffen verwendet wird, und andere Mineralien, die nur in dieser Mine zu finden sind, werden dort seit über fünftausend Jahren abgebaut. Besonders Geheimnisvoll ist das Mineral Lorándit.
Allchar ist die Typlokalität für dieses seltene Mineral. Das reinste ist nur in Allchar zu finden. Man sagt sogar, Alexander der Große hätte Superkräfte aus diesem Mineral gezogen!
Sehen wir uns Allchar an
Allchar ist eine Mine am Berg Kožuf, in der bereits 1894 das Thalliummineral Lorandit zum ersten Mal entdeckt wurde.
Die Mine liegt dreihundert Meter vom kleinen Dorf Majden entfernt am Fuße des Berges Kožuf in der malerischen Mariovo Region. In sein Inneres gelangt man durch acht breite Öffnungen im Boden.
Zwei der acht Öffnungen der Gruben aus den unterirdischen Ausgrabungen sind sechstausend Meter lang und weisen heute ein stark beschädigtes Steinpflaster (Kaldrma/mazedonisch) auf.
Weltberühmte Geologen bezeichnen diese Mine als das bestgehütete Geheimnis unseres Planeten. Manche schätzen ihn als das größte Geheimnis der Menschheit, weil das Geheimnis der Erschaffung des Kosmos und des Sonnensystems angeblich in seinem Schoß verborgen war!
Mineralien aus Allchar wurden auch in den archäologischen Überresten der antiken Stadt Stobi gefunden.
Für Touristen ist der Ort kaum zu besuchen. Keine Infrastruktur bis zur und bei der Mine. Die Minen selbst sind zwar (teils illegal und unter Lebensgefahr) zugänglich, aber nicht irgendwelchen Sicherheitsstandards entsprechend. Für Abenteurer und Mineral- und Kristallsucher liegt aber gerade darin der Reiz.
Der heutige Name der Mine ist eine Abkürzung der Anfangsbuchstaben der Nachnamen der Personen, die sie in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts verwalteten: Allatini (eine französische Bankiersfamilie) und Chartreau (der Bergbauingenieur). Aufgrund des Namens Chartreau, spricht man das ch wie ein sh/sch aus. Deshalb sagen die Mazedonier auch Alshar zu der Mine.
Ein vergifteter „verbotener“ Hügel
Auf der linken Seite, zweihundert Meter von Allchar entfernt, befindet sich ein ewig grüner Hügel, den weder ein menschlicher Fuß noch ein Wiederkäuer betreten dürfen. Im Hügelland gibt es Thallium, ein viel gefährlicheres Gift als Arsen (es kommt in geringeren Mengen vor), das, wenn es in den Körper gelangt, jedes Vieh tötet, das dort weidet.
Links von Allchar und dem Hügel gibt es Quellen mit heißem Wasser. Gegenüber, am Ende des Dorfes Majden, nutzen die Dorfbewohner ein weißes Mineral (höchstwahrscheinlich Borax), mit dem sie Kleidung waschen, Geschirr spülen und so ziemlich alles andere damit reinigen.
Dieses natürliche reine Mineral ist in unbegrenzten Mengen verfügbar. Das magisch verzauberte Gelände rund um Allchar, bei den Einheimischen als Rotes Tal bekannt, ist für Wissenschaftler ein wahres Rätsel.
1986 startete die damalige jugoslawische Regierung das Projekt „Lorex“, an dem ein Dutzend wissenschaftliche Einrichtungen aus Slowenien, Kroatien und Mazedonien beteiligt waren. Nach dem Zusammenbruch der SFRJ wurden jedoch alle Aktivitäten rund um die Mine eingestellt.
Heute dienen Anwohner aus den umliegenden Dörfern als Führer für die „geheimnisvollen“ Ausländer, die die Mine besuchen. Sie gehen in die Mine, um Mineralien zu sammeln. Die Dorfbewohner sagen, dass die Mine voller Mineralien ist, die in verschiedenen Farben leuchten.
Der Berg, an dessen Fuße die Mine steht, war seit dem Ende des zweiten Weltkriegs Tabu-Zone. Militärisches Sperrgebiet. Das hat natürlich dazu verholfen das Gerüchte aufkamen.
Die Geschichten sind voller Fantasie. Sie sprechen über Hubschrauber der nationalen Regierung und ausländische militärische Wahrzeichen (in der Region gibt es eine große ausländische Militärpräsenz).
Vor einigen Jahren wurde das Bergwerk als Naturdenkmal registriert und ist Teil des vom Europarat geschaffenen Emerald-Netzwerks von „Gebieten von besonderem Interesse für die Erhaltung“.
Gibt es noch Vorkommen im der Mine?
Diese soll es tatsächlich noch geben. Die Mine Allchar selbst, als auch die umliegenden Minen, sind also noch nicht vollends ausgebeutet.
Nach Angaben der Erzmenge im Bergwerk wird sie auf rund 1,5 Milliarden Euro geschätzt. Nach aktuellem Kenntnisstand befinden sich in Allchar mindestens 500 Tonnen Thallium, das in Lorandit vorkommt. Der Wert eines Kilogramms Thallium liegt an den Weltbörsen bei rund 5.000 Euro.
Schätzungen zufolge gibt es in der Mine noch Vorkommen von 50.000 Tonnen Erz, das 2 Prozent Arsen, 2,5 Prozent Antimon und 0,1 Prozent Thallium enthält, was die Mine zur reichhaltigsten Thalliumlagerstätte der Welt macht.
Groben Schätzungen zufolge dürfte die Mine über Reserven von bis zu 40 Tonnen Lorandit verfügen.
In einer weiteren Mine in der Nähe von Allchar können schätzungsweise 20 Tonnen Gold abgebaut werden. In der Nähe des Bergwerks befindet sich im Dorf Majden auch ein weiteres Bergwerk zur Gewinnung von Dolomit. Ein Unternehmen verfügt über eine Konzession zum Abbau von Dolomit für 30 Jahre. Schätzungen zufolge befinden sich in der Mine etwa 6.000.000 Tonnen Erzreserven.
Was überliefert die Geschichte über Allchar?
Die Mine wird in osmanischen Notizbüchern aus dem Jahr 1481 schriftlich erwähnt.
In diesem Dokument, das sich auf Rozhden Atar (das Dorf Rozhden liegt in der Nähe von Allchar) bezieht, wird das Jahreseinkommen des türkischen Sultans erwähnt.
Es belief sich auf 13.380 Akçe, wovon 1.500 Akçe auf den Verkauf von Arsenerz aus Allchar entfallen. (Akçe ist die Bezeichnung für die erste von den Osmanen geprägte und über viele Jahrhunderte in Umlauf befindliche Silbermünze).
Im 15. und 16. Jahrhundert entwickelte sich die Region durch die Aktivitäten in der Mine gut.
Die folgenden Daten über den Betrieb des Bergwerks finden sich in Dokumenten aus dem Jahr 1877, als mit der Gründung der Bergbausiedlung Majden begonnen wurde. Während dieser Zeit wurde Allchar im Rahmen einer Konzession an ein englisch-französisches Unternehmen mit Sitz in Thessaloniki übergeben, und die Arbeiten in der Mine wurden vom Ingenieur Chartreau überwacht.
Zu Beginn waren 500 Arbeiter im Bergwerk beschäftigt. Heute sind in den unteren Teilen des Dorfes Majden Spuren der alten Trennung von Arsenerz zu sehen. Das so zerkleinerte und getrennte Erz wurde mit Pferdewagen und Karren nach Saloniki und von dort mit der Bahn zu den Hütten in Freiberg nach Deutschland transportiert.
Aus diesen Waggons wurden die ersten Proben entnommen, in denen das Vorhandensein von Thalliummineralien entdeckt wurde. Während des Balkankriegs und des Ersten Weltkriegs stellte die Mine ihren Betrieb ein.
Das Dorf Majden selbst entstand als Bergbausiedlung. Laut der letzten Volkszählung 2021, leben dort drei Personen (die jedoch keine Angaben gegenüber den Zählern machten.)
Geologische Forschungen in der Mine Allchar
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Bergwerk hauptsächlich geologisch erkundet, ein regulärer Abbau fand jedoch nicht statt.
Forschungen bis 1965 führten zur Entdeckung einer Menge Antimon-, Arsen- und Thalliumerze. Im Rahmen der Untersuchungen wurde das Vorkommen von Thallium in Konzentrationen von 0,11–0,22 % insbesondere im nördlichen Teil der Lagerstätte namens Crven Dol festgestellt.
In den frühen 1980er Jahren interessierte sich der amerikanische Astrophysiker Melvin Friedman für Mineralien aus Allchar (insbesondere das Mineral Lorandit), im Hinblick darauf, Thalliummineralien aus Allchar als Detektoren für Neutrinos zu verwenden, die von der Sonne stammen.
Das Mineral Lorándit
Lorándit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“. Es kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit der Zusammensetzung TlAsS2 (Thallium, Arsen und Schwefel) und ist nach der Nomenklatur der International Mineralogical Association (IMA) ein binäres Sulfosalz mit einem Kation/Chalkogen-Verhältnis von 1:1.
Als eigenständiges Mineral erkannt und beschrieben wurde Lorándit 1894 von József Krenner, der es nach dem ungarischen Physiker Loránd Eötvös benannt hat.
Die Typlokalität ist Allchar. Weitere bekannte Vorkommen sind Lagerstätten in China (Xiangquan, Lanmuchang, Zimudang) und den USA (Nevada, Utah, Wyoming). Sowie Zarshuran (Takab, Iran), Beshtau (Kaukasus, Russland) und die Grube Lengenbach im Binntal (Wallis, Schweiz).
Die industrielle Bedeutung von Lorándit ist gering. In einigen Lagerstätten ist es für die Gewinnung von Thallium relevant.
Von wissenschaftlichen Interesse ist Lorándit seit Ende des 20. Jahrhunderts als mögliches Dosimeter zur Messung der Sonnenaktivität.
Im Jahr 1978 fand ein geheimes Treffen der SFRJ-Regierung statt, um zu besprechen, ob das Allchar-Erz der NASA für Forschungszwecke übergeben werden sollte, die angeblich den Lorándit für Weltraumzwecke nutzen würden. Eine endgültige Entscheidung wurde jedoch nie getroffen.
Verlieh der Lorándit Alexander den Großen geheime ‚Superkräfte‘?
Alexander III. von Makedonien war nicht nur Eroberer, sondern auch Entdecker. Von seinen Feldzügen brachte er einige „Dinge“ mit Heim und nach Europa. So hat er zum Beispiel ein Kristall entdeckt, welches heute fast in jedem Haushalt zu finden ist. Das Alexandersalz. Besser bekannt als Himalaya Salz.
Das lässt natürlich vermuten, dass Alexander der Große auch daheim Dinge entdeckt haben könnte die ihm nützlich erscheinen.
Der englische Luxushändler Christopher MacDonald ist sogar der Meinung, dass Alexander den Lorándit für sich und seine Truppe entdeckt haben könnte.
In einem Blogeintrag berichtet er von dieser Vermutung. So schreibt er:
Es ist bekannt, dass Alexander an die Kraft von Steinen, Kristallen und Talismanen glaubte, um Erfolg und Glück zu bringen, und er reiste mit Magiern und Nekromanten, die Naturzeichen und Warnungen lasen. Auf seinen Eroberungen trug er einen besonderen Stein bei sich, den es nur in seiner Heimat Mazedonien gab. Heute heißt dieser Kristall Lorándit.
Alexander schenkte seinen Generälen und den Soldaten diese Steine, möglicherweise weil man glaubte, der Kristall könne helfen, sich zu konzentrieren und Erfolg zu haben, indem er die Kraft der Sonne nutzte.
Einen weiteren Hinweis finden wir in einer kurzen Monographie „Allchar a world natural heritage“ der Mazedonischen Akademie der Wissenschaften und Künste. Darin heißt es:
Es gibt unzählige Sagen, Mythen, Mysterien, Rätsel und Geheimnisse rund um Allchar, die diesen Ort zum geheimnisvollsten in Mazedonien und wahrscheinlich zu einem der geheimnisvollsten mineralogischen Orte der Welt machen.
Eine dieser Sagen über das Mineral Lorándit stammt aus der Zeit Alexanders des Großen. Laut der Quelle dieser Geschichte „bedeckte die Alexander-Phalanx in den Schlachten, die er immer genau zur Mittagszeit ausfocht und seine Truppen von Westen nach Osten ziehen ließ, ihre Schilde mit Lorándit und erzeugten dadurch einen starken Reflex auf ihren Schilden, der die gegnerische Armee blendete.“
Auch Christopher MacDonald erwähnt den Fundort. Diese Zitat möchten wir als Abschluss des Artikels setzen:
In Mazedonien, einer der wenigen Quellen des Lorándit, wird die Mine Allchar im südlichen Balkan, in der sich das Mineral befindet, von vielen Leuten in ganz außergewöhnlichem Maße und mit großem Geheimnis bewahrt.
Wie lange wird Allchar seine Geheimnisse noch für sich bewahren?