Ein wichtiger Anhaltspunkt der antiken Geschichte und der stetigen Frage, ob die Makedonen nun Griechen gewesen sind ist der athenische Redner Demosthenes. Er hinterließ uns wichtige Zeugnisse in dieser Frage, die wir hier nun kurz behandeln wollen. Denn, unserer Meinung nach besteht kein Zweifel. Demosthenes hat unmissverständlich klar gemacht, was die antiken Griechen von den Makedonen dachten.
Demosthenes war einer der bedeutendsten griechischen Redner, oder Rhetoren wie man auch zu sagen pflegt. Nach dem Philokratesfrieden im Jahre 346 vor Christus stieg er zum führenden Staatsmann Athens auf. Demnach, haben seine getätigten Äußerungen durchaus Gewicht. Noch mehr Gewicht bekommen seine Meinungen mit der Tatsache, dass er als führender Staatsmann Athens, ein Bündnis gegen Philip II. von Makedonien schmiedete. Dieses Bündnis unterlag Philipp 338 v. Chr. in der Schlacht von Chaironeia.
Der Athener wurde 384 vor Christus geboren, er lebte bis 322 vor Christus als er Suizid verübte. Er wurde von einem späteren makedonischen König gejagt und er wollte sich der Verhaftung entziehen.
Demosthenes Reden gegen Philip – Philippika
Der Athener ist in der Geschichtsschreibung mehr als präsent. Unter dem Label „Philippika“ versteht man hierbei seine Reden gegen den makedonischen König, der seine Macht ausweitete und sich daran machte die Griechen zu unterjochen. Dagegen stemmte sich der Athener mit aller Macht, und Worten, wie wir gleich sehen werden.
Unter das Synonym „Reden gegen Philip“ sind aber auch die Reden einzuordnen, die als „Olynthischen Reden“, „Über den Frieden“ und „Über Halonnesos“ bekannt sind.
Aus den Philippika werden wir ein Zitat ziehen, ein weiteres aus der Rede „Über die Krone“, welches später entstand. Diese Zitate zeigen eindeutig und unmissverständlich, was die antiken Griechen über die Makedonen dachten.
„Nicht nur kein Grieche oder mit den Griechen verwandt“
In diesen „Hetzreden“ gegen Philip sprach Demosthenes eindeutige Worte. Eindeutige Worte die von der modernen griechischen Propaganda versucht werden zurecht zu biegen.
Sehen wir uns das wohl bestbekannteste Zitat von Demosthenes an, welches er in der dritten Rede gegen Philip äußerte. In der Geschichtsschreibung wird diese Passage als „Dem. 9.31“ bezeichnet.
Aber wenn irgendein Sklave oder abergläubischer Bastard verschwendet und vergeudet hatte, worauf er kein Recht hatte, Himmel! wie viel ungeheuerlicher und ärgerlicher hätten es alle genannt! Dennoch haben sie keine solchen Bedenken gegen Philipp und sein gegenwärtiges Verhalten, obwohl er nicht nur kein Grieche oder mit den Griechen verwandt ist, sondern nicht einmal ein Barbar von irgendeinem Ort, der mit Ehre genannt werden kann, sondern ein verpesteter Schurke aus Makedonien, woher es war noch nie möglich, einen anständigen Sklaven zu kaufen.
Wir sehen zwei wichtige Kernaussagen. Zuerst, Demosthenes bezeichnet Philip als einen Barbaren, was in den Augen der antiken Griechen gleichzeitig ein Synonym für einen Nichtgriechen oder für einen Fremden galt. Die neugriechische Propaganda versucht diesen Umstand als „politische Aussage“ zu interpretieren, denn, unter den antiken Griechen sei es nicht unüblich gewesen das „ein Grieche einen anderen Griechen als Barbaren bezeichnet“.
Diese Argumentation ist jedoch nur zum Teil richtig. Ja, es gab andere Beispiele wo sich Griechen untereinander als Barbaren bezeichneten. Jedoch sollte man nicht vergessen, wir sprechen hier von der Antike als noch kein vereintes Griechenland (ob als Staat oder Reich), oder gar eine griechische Nation im heutigen Sinne existierte.
Lesetipp:
Jedoch kommen wir nun zur zweiten Kernaussage Demosthenes in der Passage. Er nannte Philip, und somit auch die Makedonen, als „nicht nur kein Grieche oder mit den Griechen verwandt„. Diese eindeutige Aussage wird von der griechischen Propaganda meist umgangen indem man sich auf die „politische Barbaren Argumentation“ konzentriert.
Denn, im Gegensatz zu der Bezeichnung Barbare, ist der Geschichtsschreibung kein Beispiel bekannt wo sich Griechen untereinander so bezeichnen, dass sie nicht verwandt wären oder keine Griechen seien!
„Mann fremder Herkunft“
In der Rede „Über die Krone“ sehen wir eine weitere Aussage von Demosthenes gegenüber die Makedonen und dessen König. Und wieder wird unmissverständlich klar, die antiken Griechen sahen die Makedonen nicht als Griechen an.
In dieser Rede wird es sogar noch deutlicher. Während Demosthenes die Makedonen als Fremde bezeichnet, sagt er in der folgenden Passage, dass die Athener die Thebaner nicht als Fremde, „weder nach Rasse noch Nationalität“ ansehen!
Lesen wir uns die zwei Passagen durch, die als Dem. 10.185 und Dem. 10.186 bezeichnet werden.
185 und ermahne sie, nicht bestürzt über Philipp zu sein, sondern an ihrer eigenen Freiheit und der Freiheit der anderen Griechen festzuhalten, und ihnen zu versichern, dass das Volk von Athen ihnen helfen wird, da es keinen Groll gegen frühere gegenseitige Differenzen zwischen den Staaten hegt mit Truppen, Geld, Munition und Waffen, in dem Wissen, dass es für Griechen zwar ein ehrenhaftes Bestreben ist, miteinander um die Vorherrschaft zu streiten, doch von einem Mann fremder Rasse regiert und von ihm dieser Hegemonie beraubt zu werden ist sowohl des Rufes der Griechen als auch der Verdienste ihrer Vorfahren unwürdig.
186 Darüber hinaus betrachten die Athener die Menschen in Theben in keiner Weise als fremd, weder in der Rasse noch in der Nationalität. Sie erinnern sich an die Dienste, die ihre eigenen Vorfahren den Vorfahren der Thebaner erwiesen, denn als die Söhne des Herakles von den Peloponnesiern ihrer väterlichen Herrschaft beraubt wurden, stellten sie sie wieder her und besiegten im Kampf diejenigen, die versuchten, sich den Nachkommen des Herakles entgegenzustellen ; und wir beherbergten Ödipus und seine Familie, als sie verbannt wurden; und viele andere bemerkenswerte Taten der Freundlichkeit haben wir den Thebanern angetan.
Wenn wir diese zwei Passagen analysieren, ist es ziemlich deutlich. Demosthenes sah die Makedonen nicht als Griechen, jedoch als Fremde an. Von einem Makedonen regiert zu werden, war für Demosthenes dem „Ruf der Griechen unwürdig“. Während man die Thebaner nicht als Fremd „weder nach Herkunft noch Nationalität“ betrachtete.
Verwendete Literatur: Demosthenes, On the Crown und Demosthenes, Philippic 3 aus den englischen Übersetzungen von J. H. Vince, M.A. Cambridge, MA, Harvard University Press; London, William Heinemann Ltd. 1930. und C. A. Vince, M. A. and J. H. Vince, M.A. Cambridge, MA, Harvard University Press; London, William Heinemann Ltd. 1926 auf perseus.tufts.edu