War Damastion die nördlichste Stadt im Alexanderreich? Wenn man Veröffentlichungen serbischer Medien und auch Historiker sowie Archäologen glauben will, dann Ja! In der Nähe von Bujanovac in Südserbien, nahe der mazedonischen Grenze gelegen, liegt diese archäologische Stätte die als Kale Krševica bekannt ist. Doch, ist diese Stätte auch wirklich die nördlichste Stadt die unter makedonischer Herrschaft stand? Ist diese Stätte auch wirklich die antike Stadt Damastion?
Bei letzterem herrscht Ungewissheit. Bis heute streiten sich Historiker darüber, besser gesagt, sie versuchen Damastion zu lokalisieren. Bisher ohne Erfolg. Theorien über den Standort existieren einige, jedoch ist man zu keinem Konsens gekommen.
Bei ersterem, das diese Stätte auch wirklich die nördlichste Stadt unter makedonischer Herrschaft war, scheint man sich zumindest in Serbien einig zu sein. Archäologische Funde lassen diesen Schluss zu, heißt es dort. Die Stätte Kale Krševica wird in Serbien auch als „älteste Siedlung mit städtischen Strukturen in unserem Land“ bezeichnet. Zudem haben serbische Behörden die archäologische Stätte von Kale in Krševica im Jahr 2010 zu einer Stätte von außergewöhnlicher Bedeutung erklärt.
Strabo bezeugt als einziger die Stadt Damastion
Der antike Geograph Strabo hat als Einziger die Stadt Damastion vermerkt. Er hat jedoch in seinem Werk Geographika keine Positionsangabe zur Stadt gemacht, als er diese im seinem siebten Buch erwähnte.
Sehen wir uns an was Strabo schrieb, als er Damastion erwähnte:
… But the Illyrian tribes which are near the southern part of the mountainous country and those which are above the Ionian Gulf are intermingled with these peoples; for above Epidamnus and Apollonia as far as the Ceraunian Mountains dwell the Bylliones, the Taulantii, the Parthini, and the Brygi. Somewhere near by are also the silver mines of Damastium, around which the Dyestae and the Enchelii (also called Sesarethii) together established their dominion; and near these people are also the Lyncestae, the territory Deuriopus, Pelagonian Tripolitis, the Eoerdi, Elimeia, and Eratyra. In earlier times these peoples were ruled separately, each by its own dynasty.
Irgendwo in der Nähe befinden sich auch die Silberminen von Damastium
Zitat aus The Geography of Strabo published in Vol. III of the Loeb Classical Library edition, 1924. Kurz sagt man auch Strabo 7.7.8.
Anhand dieser Zeilen (und einer weiteren Erwähnung vom gleichen Autor) haben Historiker versucht die Stadt zu lokalisieren. Bisher, ohne Erfolg.
Damastion
Über Damastion weiß man eigentlich kaum etwas. Zwei spärliche Erwähnungen der Stadt durch einen antiken Geographen. Dafür aber jede Menge eigene Münzen. Diese Münzen wurden an vielen Orten auf dem Balkan gefunden, hauptsächlich in Südserbien, im Nordosten des Kosovo, im Osten Mazedoniens, im Westen Bulgariens, in der Region Shkodër in Albanien und sogar in Rumänien, Triest und Korfu.
Zieht man die freie Enzyklopädie Wikipedia zu Rate, liest man folgendes über die „verlorene“ Stadt:
Damastion (Altgriechisch: Δαμάστιον) war eine alte Stadt im Bereich des zentralen Balkans, die für seine Silbermünzen aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. bekannt wurde. Sie wird nur von Strabo bezeugt, der sagt, dass die Stadt Silberminen hatte und sie in Illyrien lokalisiert. Der alte Autor berichtet, dass die Stadt unter der Autorität der illyrischen Stämme von Dyestes und der Enchelei stand und dass Aegina sie kolonisierte. Um 356–358 v.Chr. standen die Minen unter der Kontrolle von Makedon.
Die genaue Stelle ist noch nicht mit Sicherheit identifiziert. Verschiedene Standorte in Serbien, Mazedonien und Albanien, wurden als Ort dieser alten Stadt angesehen.
Wo eben diese Stadt liegt ist nicht bekannt, als Standort wurden von Historikern und Archäologen unter anderem Kopaonik (Kosovo-serbische Grenze), Artana bzw. Novo Brdo (Kosovo) oder Tepeleni (Südalbanien) genannt. Selbst die mazedonische Hauptstadt Skopje wird als Standort in Betracht gezogen. Gerade letzteres wird von griechischer Seite aus stark angefochten. Laut der griechischen Doktrin war das Antike Makedonische Königreich „nie bis nach Skopje gelangt“. Oder wie sie überheblich sagen, Alexander der Große hätte niemals einen Fuß auf jenes Gebiet gesetzt.
Diese Theorie kommt allerdings nun ins Wanken, vor allem wenn man den Standort in Betracht zieht, den wir Eingangs hauptsächlich erwähnt haben. Bei Bujanovac, in Südserbien.
Kale Krševica
Die Festung von Krševica (Kale Krševica) ist eine antike archäologische Stätte in der Nähe von Bujanovac in Südserbien. Die Geschichte reicht bis ins 13. Jahrhundert vor Christus zurück. Es ist eine Akropolis (auf einem Plateau oder Hügel erbaute Siedlung), kombiniert mit Elementen einer hellenistisch-mediterranen Stadtsiedlung aus dem 5. oder 4. Jahrhundert v. Chr. (Bronzezeit) mit ihren Steinmauern und der Nekropole. Die Siedlung hatte im 4. und 3. Jahrhundert v. Chr. mindestens 3.000 Einwohner.
Unter den Funden befinden sich Münzen von Alexander III. von Makedonien, Philipp II., Kassander und weiteren Könige Makedoniens, was darauf hinweist, dass es als die nördlichste antike makedonische Stadt angesehen werden sollte. Der paeonische Stamm der Agrianes lebte in dieser Region, die Skordisker sollen die Siedlung 279 v. Chr. zerstört haben. Dr. Petar Popovic vom Institut für Archäologie in Belgrad denkt, dass es sich um die antike Stadt Damastion handeln könnte.
Die Siedlung hatte eine außerordentlich strategische Lage auf einer Hochebene mit Blick auf den Fluss Südmorava und das Vranje-Tal. An den Hängen des Plateaus befindet sich ein Dorf, in dessen Häusern oft Steinblöcke aus der alten Siedlung stehen. Ihre Akropolis erstreckt sich bis ins Tal des Flusses Krševička.
Erste Funde schon im Jahr 1966
Die ersten Funde haben Archäologen schon 1966 verzeichnet. 25 sehr seltene Goldmünzen aus der Zeit Philipps II. und Alexanders des Großen wurden im Wert von jeweils ca. 50.000 € gefunden. Bemerkenswert ist auch die Keramik der frühen Eisenzeit (1200 v. Chr.). Identische Keramikstücke wurden in Cernica (Rumänien), Gadimlje, Oraovica (in der Nähe von Radoviš/Mazedonien) und im Becken von Skopje gefunden.
Auf der Akropolis hat man die Überreste öffentlicher Gebäude entdeckt, die durch einen Wall geschützt sind. Ein Turm, ein großes Gebäude, in dem sich wahrscheinlich ein Lagerhaus befand, sowie andere Objekte, deren Zweck wir heute nur vermuten können. Es wurden Böden mit Hausaltären gefunden, die vermutlich für Rituale öffentlicher oder privater Art bestimmt waren. Auf dem anderen Teil des Plateaus befanden sich Wohngebäude, wie die entdeckten Mühlen und Brotöfen belegen. Von der intensiven Bautätigkeit während des Bestehens dieser Siedlung zeugen mehrere Gebäudeebenen, die man offensichtlich abgerissen und nach der Einebnung wieder aufgebaut hat. Am besten erhalten ist erwartungsgemäß die jüngste Schicht mit einem Gebäudekomplex aus dem Ende des 4. oder Anfang des 3. Jahrhunderts vor Christus, mit dem das Leben in dieser Siedlung endet.
Aus zahlreichen Daten lässt sich schließen, dass sich der größte Teil der Siedlung auf den Terrassen befand, die zum Tal des Flusses Krševička abfielen. An den Hängen unter dichter Vegetation wurden nur kleinere Sondierungen und geophysikalische Untersuchungen durchgeführt. Die meiste Zeit verbrachten die Wissenschaftler mit Recherchen in den Ausläufern des Geländes (auch Unterbau genannt).
2003 wurde bei einer kleinen Sondierung in großer Tiefe eine monumentale Wand aus großen Blöcken entdeckt. Es hat mehrere Jahre Arbeit gekostet, um einen großen Gebäudekomplex zu enthüllen, der mehr als tausend Quadratmeter einnimmt. Im zentralen Teil des Komplexes befindet sich eine Steinplattform mit Mauern, die sich entlang des Hangs gabeln. Nördlich davon hat man mehrere Gebäudehorizonte gefunden, die mit zahlreichen Löchern für die Pfeiler von Holzkonstruktionen beginnen. In den oberen Schichten befinden sich Gebäudereste und Öfen mit einer Kalotte. In diesem nördlichen Teil wurde auch eine große Menge zerbrochener Gefäße entdeckt, wo neben Keramik lokaler Herkunft auch Teile von Amphoren und Luxuskeramik aus attischen Werkstätten gefunden wurden.
Großer hydrotechnischer Komplex entdeckt
Im südlichen Teil befindet sich ein Komplex, der einen ganz bestimmten Zweck hatte – es war ein System zur Regulierung und Wasserversorgung. Dieser Teil der Lokalität wird heute zu Recht als hydrotechnischer Komplex bezeichnet. Es besteht aus einem eingezäunten Areal, das auf drei Seiten von einer Plattform und Mauern aus sorgfältig bearbeiteten Steinblöcken eingerahmt wird, während auf der vierten Seite die Klippe in den Hang geschnitten ist. Im zentralen Teil befindet sich ein großes Gebäude mit einem Gewölbe und zwei Öffnungen. Aauf einer davon ist ein Steinzaun erhalten geblieben. Dieses imposante Gebäude hat man aus massive Steinblöcken gebaut, etwa zehn Meter lang, sechs Meter breit und anscheinend mindestens sechs Meter tief. Dank der Tatsache, dass es jahrhundertelang mit dicken Sandablagerungen aus dem Fluss Krševička bedeckt war, blieb es vollständig erhalten.
Schon auf den ersten Blick auf den hydrotechnischen Komplex erkennt selbst ein Laie, wie präzise dieses sicherlich teure Projekt ausgeführt wurde. Das nur von Spitzenhandwerkern aus Griechenland oder Makedonien durchgeführt werden konnte. Der gesamte Komplex war von unschätzbarer Bedeutung für die gesamte Siedlung. Das zeigt sich daran, dass der Stausee durchschnittlich 200.000 bis 250.000 Liter Wasser aufnehmen konnte, was den Bedarf von zwei- bis dreitausend Einwohnern decken konnte.
Bei den archäologischen Arbeiten am Unterbau ist hervorzuheben, dass sich die Objekte in einer Tiefe von über vier Metern befinden und das Gelände aufgrund starker unterirdischer Quellen unter normalen Bedingungen ständig unter Wasser steht. Ausgrabungen bedeuten hier seit Jahren den Dauerbetrieb von Pumpen im 24-Stunden-Betrieb, was die Forschung sicherlich erschwert und verteuert.
„Daher bleibt offen, ob wir die Forschung abschließen und den „Hydrotechnischen Komplex“ dann schützen und der Öffentlichkeit präsentieren können, oder ob wir dies aufgrund fehlender finanzieller Mittel dem Schicksal überlassen müssen“, ist der Tenor serbischer Historiker und Archäologen.