In Kičevo ist man sich einig, die antike Stadt Uskana lag einst hier wo jetzt die moderne Stadt steht. Allerdings ist sich hierbei die Forschung nicht ganz so sicher. Oder sagen wir eher, es wurde bisher kaum geforscht und die Forscher haben bisher noch keine Antwort auf den Standort der alten Stadt.
Allgemein werden in der Wissenschaft drei Lokalitäten favorisiert, die als Standort in Frage kommen. Zum einen eben nahe der Stadt Kičevo oder im dessen Tal. Des weiteren kommt ein Standort im Debar Tal in Frage. Aber auch ein Standort bei Ohrid, in oder bei Debarca das nördlich vom Ohrid See liegt.
Wir versuchen etwas Licht ins Dunkel zu bringen. Einige Monate vergingen, in denen wir mehrere Bücher und Quellen durchsuchten, die sich mit diesem Thema befassen.
Uskana wird zum ersten und letzten Mal von dem römischen Historiker Titus Livius in den Geschichtsbüchern „History of Rome“ im Zusammenhang mit dem Dritten Römisch-Makedonischen Krieg (171-168 v. Chr.) erwähnt.
Seitdem hat die Geschichte über die Existenz einer solchen Stadt „geschwiegen“, und keine andere Stadt in der späteren Zeit wurde mit Uskana in Verbindung gebracht. Die ersten Versuche, diese Stadt zu lokalisieren, wurden etwa 21 Jahrhunderte später von den Historikern Gustav Zippel und Benedictus Niese in den Jahren 1877 bzw. 1893 unternommen.
Die Lokalisierung von Uskana aus historischer Sicht
Wie wir schon geschrieben hatten, gibt es über die Lage von Uskana in der Wissenschaft mehrere Meinungen.
Einige vermuten Uskana in der Nähe von Kičevo im bergigen Westen von Mazedonien (Nikola Vulič kommentiert unterschiedliche Meinungen über die Lage von Uskana zwischen Debar und Kičevo; zitiert die Meinung von B. Niese, Geschichte der griechischen und Makedonischen Staaten seit der Schlacht bei Chaeronea, Gotha 1893).
Andere Akademiker, wenn nicht sogar die Mehrheit, sehen Uskana jedoch bei Debar, das westlich von Kičevo liegt (Papazoglou, Plemena, 147, Fn. 197 zitiert die Stellungnahme von Zippel, Die römische Herrschaft in Illyrien bis auf Augustus, Leipzig 1877; J. Kromayer, Antike Schlachtfelder II, Berlin 1907. P. Meloni, Perseo e la fine della monarchia Macedone, Roma 1953, 275. F. Papazoglou, Quellques facts de l’historie de laprovince de Macedoine, Aufstieg und Niedergang der römischen Welt, Berlin 1979.332 und hält sich an der Meinung das die Stadt sich in der Nähe von Debar befand).
Als dritter möglicher Standort der Stadt kommt laut der Wissenschaft auch ein Standort bei Debarca etwa 30 km nördlich von Ohrid in Frage. So laut Tomo Tomovski in seinem Werk „Auf den Spuren der illyrischen Siedlung Uscana“.
Allerdings, wie erwähnt, ist der tatsächliche Standort bis heute unbekannt und Gegenstand von Debatten und auch Spekulationen.
Was berichtete die Hauptquelle Titus Livius über Uscana?
Die Stadt wird in Buch 43 aus der „Geschichte Roms“ in den Kapiteln 10, 18, 20 und 21 erwähnt. Das Werk nennt sich eigentlich „Ab urbe condita“. Was in diesen erwähnten Kapiteln geschrieben steht, ist bisher die einzige Quelle auf der alles basiert, was mit Uskana zu tun hat. Somit ist der römische Geschichtsschreiber Titus Livius die Primärquelle.
Laut Livius war Uskana die größte Stadt in Penestia mit einer Gesamtbevölkerung von etwa 10000 Bewohnern. Die Stadt stand zeitweise unter der Kontrolle der Makedonier und trat in den Bund jener Städte ein, die die makedonische Herrschaft unter König Perseus anerkannten.
Der römische Konsul Appius Claudius, der auf einen Eroberungsfeldzug geschickt wurde, ließ sich in Lychnidos (heutiges Ohrid) in der Gegend von Desaretia (Ohrid-Gebiet) mit einer Armee von 8000 Soldaten nieder. 4000 Römer und 4000 Soldaten versammelten sich auf dem Weg durch Illyrien.
Claudius erhielt eine Nachricht, dass die Bewohner von Uskana die Stadt den Römern übergeben würden. Ohne an der Richtigkeit dieser Informationen zu zweifeln, machte er sich auf den Weg nach Uskana und lagerte 12 römische Meilen von der Stadt entfernt.
Er ließ ungefähr 1000 Mann in Lychnidos zurück, während er den Rest der Truppe (an die 7000) mitnahm. Claudius, angetrieben von der Information, dass ihm die Stadt übergeben werden würde, bildete untypisch keine militärische Formation. Dieser herbe Leichtsinn kostete ihn vor den Toren von Uskana eine schwere Niederlage. Er kehrte mit nur noch 2000 Mann nach Lychnidos zurück. Der größte Teil seiner Armee wurde bei einem Fluchtversuch getötet. Dies geschah 171 oder 170 vor Christus.
…the consul Hostilius sent Appius Claudius, with four thousand foot, into Illyria, to protect the states that bordered on it. But Appius Claudius, not content with the force which he brought with him, collected aid from the allies, until he armed as many as eight thousand men of different nations; and after overrunning all that country, took post at Lychnidus, in the territory of the Dassaretians. [10] Not far from this place was Uscana, a town generally deemed part of the dominions of Perseus. It contained ten thousand inhabitants, and a small party of Cretans, who served as a garrison.
Auszug aus Titus Livius, Geschichte Roms, Buch 43, Absatz 9/10
Der Krieg zwischen Rom und Makedonien ging weiter. Im Winter 170/169 v. Chr. machte sich der makedonische König Perseus, der erkannte, dass außer der Grenze zu Illyrien die anderen Grenzen für ihn sicher waren, zu einem neuen Feldzug nach Westen auf. Sein Feldzug hatte zwei Ziele: erstens die Sicherung der Westgrenze zu Illyrien und zweitens den illyrischen König Gentius gegen die Römer auf seine Seite zu ziehen.
Hier erzählt uns Titus Livius genauer die Lage von Uskana. „Ein 3-tägiger Marsch von Stubera entfernt“ schrieb er. Stubera ist das heutige Dorf Čepigovo in der Gemeinde Prilep, Pelagonien. Basierend auf dieser Schrift werden spätere Historiker auch nach dem Standort der Stadt suchen.
Der makedonische König Perseus machte sich mit 10000 Infanteristen (einige davon Phalangiten), 2000 leicht bewaffneten Soldaten und 500 Kavalleristen auf den Weg nach Uskana, „der größten Stadt in Penestia“. Römische Truppen und einige illyrische Soldaten waren in Uskana stationiert. Nach einem dreitägigen Marsch lagerte Perseus vor den Toren von Uskana.
Er schickte zunächst der Reihe nach Abgesandte, um eine friedliche Lösung zu finden. Nachdem es keine Aussicht auf Frieden gab, befahl der makedonische König einen Angriff. Tag und Nacht wurde heftig gekämpft. Die Verteidiger der Stadt widerstanden mehreren starken Angriffen in der Hoffnung, dass die Makedonier die Belagerung aufgrund des starken Winters und des Krieges mit Rom, der in vollem Gange war, aufgeben würden. Als sie schließlich die sich bewegenden Belagerungstürme der makedonischen Armee vor der Stadtmauer sahen, wurde ihnen klar, dass eine weitere Verteidigung der Stadt vergebens war – schrieb Livius.
Die römischen Feldherren Caius Carvilius Spoletinus und Caius Afranius wurden geschickt, um im Namen Roms mit den Makedonen über ihren sicheren Rückzug zu verhandeln. Perseus reagierte positiv auf ihre Bitten. Nachdem sich die Römer zurückgezogen hatten, ergaben sich die illyrische Kavallerie mit 500 Mann und die Uskaner.
Perseus richtete in Uskana eine makedonische Garnison ein, während ein Teil der gesamten Bevölkerung der Stadt nach Stubera gefangen genommen wurde. Römische Truppen (4000 an der Zahl) wurden mit Ausnahme ihrer Kommandeure in mehreren Wachstädten eingesetzt, während die Illyrer und Uskaner als Sklaven nach Penestia verkauft wurden.
Perseus did not venture, at the commencement of winter, to go out of the limits of Macedon, lest the Romans might make an irruption into the kingdom by some unguarded quarter; but on the approach of the winter solstice, when the depth of the snow renders the mountains between it and Thessaly impassable, he thought the season favourable for crushing the hopes and spirits of his neighbours, lest any danger should be lurking there, while his attention was turned to the Romans; since Cotys afforded him security in the direction of Thrace, and Cephalus, by his sudden revolt from the Romans, freed him from uneasiness on the side of Epirus, and as his late expedition had subdued the Dardanians, he considered that Macedon was only exposed on the side next to Illyria, the Illyrians themselves being in motion, and having offered a free passage to the Romans: hoping, however, that if he reduced the nearest tribes of Illyrians, Gentius himself, who had long been wavering, might be brought into alliance with him, he set out at the head of ten thousand foot, the greater part of whom were soldiers of the phalanx, two thousand light infantry, and five hundred horse, and proceeded to Stubera. Having there supplied himself with corn sufficient for many days, and ordered every requisite for besieging towns to be sent after him, he encamped on the third day before Uscana, the largest city in the Penestian country. Before he employed force, he sent emissaries to sound the dispositions, sometimes of the commanders of the garrison, sometimes of the inhabitants; for, besides some troops of Illyrians, there was a Roman garrison in the place. When his emissaries brought back no friendly message, he resolved to attack the town, and made an attempt to take it by a line of circumvallation formed of troops; but though his men, relieving one another, continued without intermission, either by day or night, some to apply ladders to the walls, others to attempt to set fire to the gates, yet the defenders of the city sustained that shock, for they had hopes that the Macedonians would not be able to endure any longer the severity of the winter in the open field; and besides, that the king would not have so long a respite from the war with Rome, that he would be able to stay there. But, when they saw the machines in motion, and towers erected, their resolution was overcome; for, besides that they were unequal to a contest with his force, they had not a sufficient store of corn, or any other necessary, as they had not expected a siege. Therefore when they had no hopes of being able to hold out, Caius Carvilius Spoletinus and Caius Afranius were sent by the Roman garrison to request from Perseus, first, to allow the troops to march out with their arms, and to carry their effects with them; and then, if they could not obtain that, to receive his promise of their lives and liberty. The king promised more generously than he performed; for, after desiring them to march out with their effects, the first thing he did was to take away their arms. As soon as they left the city, both the cohort of Illyrians, five hundred in number, and the inhabitants of Uscana, immediately surrendered themselves and the city.
Auszug aus Titus Livius, Geschichte Roms, Buch 43, Absatz 18
Uskana wird zuletzt in den Kapiteln 20 und 21 desselben Buches erwähnt. Die in diesem Abschnitt beschriebenen Aktionen beziehen sich auf eine neue Expedition von König Perseus nach Uskana. L. Coelius, der römische Feldherr, unternahm einen Versuch, Uskana von den in der Stadt stationierten Makedonier zu erobern.
Sein Angriff wurde abgewehrt, während viele seiner Männer verletzt wurden. Bei diesem Versuch der Römer, Uskana einzunehmen, wurden sie besiegt und kehrten besiegt von Uskana zurück.
Uskana wird hier zum letzten Mal in historischen Quellen erwähnt. Demnach blieb die Stadt jedoch bestehen. Dieses Ereignis fand 169 oder 168 vor Christus statt. Die nächsten 21 Jahrhunderte ist in historischen Quellen nichts über Uskana zu finden.
They crossed over the top of Mount Scordus, and through desert tracts of Illyria, which the Macedonians had laid waste, for the purpose of preventing the Dardanians from passing easily into Illyria or Macedon; and, at length, after undergoing prodigious fatigue, arrived at Scodra. King Gentius was at Lissus; to which place the ambassadors were invited, and received a favourable audience while stating their instructions, but obtained an indecisive answer: that “he wanted not inclination to go to war with the Romans, but was in extreme want of money to enable him to enter on such an undertaking, though he wished to do so.” This answer they brought to the king at Stubera, whilst he was engaged in selling the Illyrian prisoners. The same ambassadors were immediately sent back, with an accession to their numbers in Glaucias, one of his body guards, but without any mention of money; the only thing by which the needy barbarian could be induced to take a part in the war. Then Perseus, after ravaging Ancyra, led back his army once more into Penestia; and having strengthened the garrison of Uscana, and the surrounding fortresses which he had taken, he retired into Macedon. Lucius Caelius, a Roman lieutenant-general, commanded at that time in Illyria. While the king was in that country, he did not venture to stir; but, on his departure, he made an attempt to recover Uscana, in Penestia; in which being repulsed, with great loss, by the Macedonian garrison, he led back his forces to Lychnidus. In a short time after he sent Marcus Trebellius Fregellanus, with a very strong force, into Penestia, to receive hostages from the cities which had faithfully remained in friendship. He ordered him, also, to march on to the Parthinians, who had likewise covenanted to give hostages, which were received from both nations without any trouble: those of the Penestians were sent to Apollonia; those of the Parthinians, to Dyrrachium, then more generally called by the Greeks Epidamnus. Appius Claudius, wishing to repair the disgrace which he had suffered in Illyria, made an attack on Phanote, a fortress of Epirus; bringing with him, besides the Roman troops, Athamanian and Thesprotian auxiliaries, to the amount of six thousand men; nor did he gain any advantage to recompense his exertion, for Clevas, who had been left there with a strong garrison, effectually defended the place. Perseus marched to Elimea, and, after reviewing his army in the vicinity of that town, led it to Stratus, in compliance with an invitation of the Epirotes. Stratus was then the strongest city in Aetolia. It stands on the Ambracian Gulf, near the river Inachus. Thither he marched with ten thousand foot and three hundred horse; for, on account of the narrowness and ruggedness of the roads, he led a smaller army than he would otherwise have done. On the third day he came to Mount Citium, which he could scarcely climb over, by reason of the depth of the snow, and with difficulty found even a place for his camp. Leaving that spot, rather because he could not conveniently stay, than that either the road or the weather was tolerable, the army, after suffering severe hardships, which fell heaviest on the beasts of burden, encamped on the second day at the temple of Jupiter, called Nicaus. After a very long march thence, he halted at the river Aracthus, being detained there by the depth of the water, during the time in which a bridge was being constructed; he then led over his army, and, having proceeded one day’s march, met Archidamus, an Aetolian of distinction, who proposed delivering Stratus into his hands.
Auszug aus Titus Livius, Geschichte Roms, Buch 43, Absätze 20 und 21
Historische Karten
In dem Buch von John Wilkes „The Illyrians“ ist eine Karte mit illyrischen Siedlungen abgebildet, jedoch mit den heutigen üblichen Ortsnamen. Darin werden mehrere illyrische Siedlungen entlang des Tals des Flusses Crn Drim gezeigt, als die östlichsten Siedlungen des illyrischen Territoriums, das sich im Westen bis zum Ionischen Meer, im Süden bis Epirus und im Norden bis Istrien und Sava erstreckte.

BILD: Prähistorische illyrische Siedlungen, John Wilkes
Das Gebiet, auf dem Kičevo heute liegt, erwähnt der Autor in seiner Arbeit nicht.
Auf einer anderen Karte, die die Balkan-Königreiche im 3. Jahrhundert vor Christus darstellt, kurz vor den römisch-makedonischen Kriegen, in denen Titus Livius Uskana erwähnt, liegt diese Stadt ebenfalls am Schwarzen Drim-Fluss im Debar-Feld in einem Teil des heutigen Albanien.
Hier vermuten die meisten Autoren und Historiker den Standort der Stadt. Zur Stützung ihrer These geben sie an, dass eine Stadt mit einer solch großen Bevölkerung (10000 Einwohner) nur einem Gebiet von der Größe des Debar-Feldes standhalten und gerecht werden kann.

Bild: Königreich Illyrien (unter König Agron und Königin Teuta) und Königreich Dardanien im 3. Jahrhundert v. Chr. Hinweis: Die Grenzen von Illyrien und Dardanien sind gemäß der Karte aus dem Artikel von Fanula Papazoglu, Professorin der Universität Belgrad und Akademikerin der Serbischen Akademie der Wissenschaften und Künste, erstellt. Bildquelle: Wikipedia
Wo soll(te) man nach Uskana suchen?
In Kičevo ist man sich einig, die antike Stadt Uskana lag einst hier wo jetzt die moderne Stadt steht. Die Einwohner von Kičevo haben es pauschal akzeptiert, dass sich die antike Stadt Uskana in Kičevo befand. Die größte Rolle zu dieser Annahme spielte dabei die jugoslawische Geschichtsschreibung, die laut Nikola Vulic die Stadt Uskana in dieses Gebiet einordnete.
Und der Name der antiken Stadt ist in Kičevo absolutes Programm und allgegenwärtig. So wurde z.B. die Rezitationsgesellschaft „Uskana“ benannt, oder das Café „Uskana“. Auch ein lokaler Fernsehsender Namens „Uskana“ ist am Start, u.s.w.
Aber laut den verfügbaren historischen Quellen und der modernen Wissenschaft liegt Uskana nicht in Kičevo, sondern viel weiter westlich.
Auf der Suche nach der Stadt via Google Maps
Basierend auf die Hinterlassenschaft von Titus Livius, dass Uskana „ein 3-tägiger Marsch von Stubera“ entfernt liegt, machten wir eine Simulation mit Hilfe von Google Maps, mit welcher wir versuchten, dieses Ereignis von vor 22 Jahrhunderten irgendwie zu rekonstruieren.
In der ersten Simulation haben wir die Straße von Čepigovo (ehemals Stubera) nach Kičevo berechnet, wobei wir die drei Richtungen genommen haben, entlang denen es für die makedonische Armee möglich gewesen wäre, sich in Richtung Uskana zu bewegen, wenn sie sich im Kičevo-Tal befinden würde. Wir haben die Beschreibungen berücksichtigt, dass es sich um einen „Marsch“ handelte, dass eine „Armee in Kriegszeiten“ marschiert und dass es „Winter“ war, wie es im Text von Titus Livius heißt.
Die Ergebnisse sind wie folgt:
Alle drei Routen befinden sich auf demselben bergigen Gelände. Vom Pelagonija-Tal nach Westen ist das Kičevo-Tal am nächsten, wo eine solche Armee mit etwa 12500 Soldaten lagern und gesichert werden könnte. Der Aufenthalt in einem bergigen Gebiet oder einer Schlucht ist gefährlich für die Sicherheit der Truppe. Die Größe einer Armee bedeutet nicht viel, wenn sie an so einer Stelle plötzlich überfallen wird.
Wie dem auch sei, in jedem Fall dauert der Weg laut Google Maps von Stubera nach Kičevo nicht 3 Tage, sondern 14-16 Stunden (einen guten Tagesmarsch), je nachdem, welche Route die Armee zurückgelegt hätte.
Die Routen:
- Route 1: Stubera – Makedonski Brod – Kičevo (72 km ≈ 49 römische Meilen) = 14 Stunden und 49 Minuten
- Route 2: Stubera – Kruševo – Via Turla – Kičevo (alte Straße 74 km ≈ 50 römische Meilen) = 16 Stunden
- Route 3: Stubera – Demir Hisar – Podvis – Kičevo (72,8 km ≈ 49 römische Meilen) = 14 Stunden und 55 Minuten
Wie wir nun gesehen haben, sind das keine drei Tagesmärsche. Kičevo ist nur weniger als einen Tag Marsch von Stubera entfernt, mit genügend Zeit, um ein Lager für die Armee zu errichten, sicher genug für die Truppen des makedonischen Königs, um genug Zeit zu haben sich zu gruppieren, einzusetzen und im Falle eines Angriffs einer feindlichen Armee entsprechend zu manövrieren.
Die Straße nach Kičevo führt durch Berggebiete, Pässe und eine Schlucht, die für eine Armee schwer bis kaum zugänglich ist, um die Nacht sicher zu verbringen. Insbesondere nicht im Winter, der den makedonischen König zwang, ein Tal zu erreichen.

Dies bedeutet weitgehend, dass Uskana nicht in Kičevo liegt. Dies schließt sicherlich die Annahme nicht aus, dass Perseus Armee eine dieser Straßen benutzte um Uskana zu erreichen. Nur lag die Stadt viel weiter westlicher als das heutige Kičevo.
Wir gingen weiter und verglichen eine alte Karte mit der modernen Google-Karte und lokalisierten den vermeintlichen Ort im Debar-Feld als zweiten möglichen Ort. Die Ergebnisse sind wie folgt:
Die Reise von Stubera zum Ort der zusammengelegten Karte beträgt insgesamt 27 bis 35 Stunden Gehzeit, je nachdem, welche Route König Perseus gewählt hätte. Wenn wir hier die Übernachtungszeit hinzuzählen, kommen wir natürlich zu dem Schluss, dass dies höchstwahrscheinlich der Ort ist, zu dem die Armee des Perseus im Winter innerhalb drei Tagen marschierte. Genau dieser Ort befindet sich im oberen Teil des Debar-Feldes, das heute in der Republik Albanien liegt.

Zusätzlich wird diese These durch die Tatsache gestützt, dass der römische General Claudius während des ersten Angriffs auf Uskana 12 römische Meilen (ca. 18 km) von der Stadt entfernt campierte. Das Kičevo-Tal ist aber zu klein, um zwei Punkte in einer solchen Entfernung zu finden, von denen einer die Stadt und der andere das Militärlager wäre, das strategisch platziert werden sollte/konnte, um sich selbst zu verteidigen. Solche Bedingungen bietet jedoch das Debar-Tal.
Wir gehen davon aus, dass Perseus die Truppen auf einen 12-stündigen Marsch anführte. Während der Rest der Zeit zum Lagern und Ruhen verbracht wurde. In 12 + 12 + 3 Stunden erreichte man vermutlich den Ort, an dem sich Uskana befand, irgendwo nördlich des Debar-Feldes.
Das bedeutet, dass Kičevo zumindest eine Grenzstadt war, die an der Grenze lag, wo damals Krieg herrschte. Aber die Chancen sind gering, dass hier das ehemalige Uskana liegt. Tatsächlich wurden in Kičevo mindestens 10 kleinere und größere Festungen entdeckt. Dies bestätigt die Tatsache und Annahme, dass dieses Gebiet seit der frühen Antike eine gut befestigte Grenze war und dies bis in die Spätantike blieb, als die römischen Provinzen Macedonia, Epirus und Praevalitana hier aneinander grenzten .
Wenn Uskana nicht in Kičevo liegt, welche antike Stadt liegt dann im Kičevo-Tal?
Historische Quellen besagen, dass der Stamm der Bryger einst im Kičevo-Tal lebte. Die Bryger werden oft mit den Phryger in Verbindung gebracht, die später ein Königreich in Kleinasien gründeten und aus diesen Gebieten dort einwanderten. Ihre Herkunft wird von einigen mit den Makedoniern, anderen mit den Thrakern, wieder andere mit den Paioniern in Verbindung gebracht.
In Kičevo wurden mit Ausnahme des Knezin-Klosters nie systematische archäologische Ausgrabungen durchgeführt, die Ergebnisse liefern könnten, die Licht in die Vergangenheit der Region Kičevo bringen könnten.
Bei Ausgrabungen an mehreren Fundstellen unter Leitung der Archäologin Gordana Spasovska Dimitrioska wurde das Vorhandensein von Siedlungen aus der Antike festgestellt. Von denen mindestens eine als frühantike und lebendige Stadtsiedlung zu betrachten ist – während der römisch-makedonischen Kriege. Aber wir kennen ihren Namen nicht. Wir können jedenfalls davon ausgehen, dass es sich nicht um Uskana handelt…
Folgende verfügbaren Materialien und Quellen wurden verwendet, um diesen Text zu verfassen:
- Titus Livius – Ab urbe condita (Geschichte Roms), Buch 43
- Gustav Zippel – Die Römische Herrschaft in Illyrien Bis Auf Augustus (veröffentlicht 1877)
- Benedikt Niese – Geschichte der griechischen und makedonischen Staaten seit der Schlacht bei Chaeronea (1893–1903)
- Nikola Vulič – Geografija Južne Srbije u antičko doba. Glasnik Skopskog naučnog društva, sv. XIX, Skoplje 1938., Seiten 3 und 4 (unter Berufung auf B. Niese als Grundlage)
- Jovan F. Trufunoski – Kičevska kotlina (zitiert N. Vulic als Grundlage)
- T. Tomovski – Auf den Spuren der illyrischen Siedlung Uscana, 2A XII — 1962, 339.
- John Wilkes – The Illyrians
- Vera Bitrakova Grozdanova – Spomenici od Helenističkiot period do Makedonija
- Fanula Papazoglu – Srednjobalkanska plemena
- Gordana Spasovska Dimitrioska (MAA, 7-8, 1987)