Bitola in Mazedonien, nimmt in der Geschichte der modernen Türkei einen besonderen Platz ein. Aber warum sollte eine Stadt fern der Türkei einen Platz in der türkischen Geschichte einnehmen? Die Kurzfassung: Da der türkische Nationalheld Atatürk das Gymnasium in Bitola besuchte!
Jedoch, es gibt noch mehr über Atatürk in Mazedonien zu entdecken.
Die Stadt Bitola liegt heute nahe der Grenze zu Griechenland. Einige Museen bezeugen die große Geschichte der Stadt. Zum einen wäre das Heraclea Lyncestis, die antike Stadt erbaut vom Vater von Alexander den Großen. Zum anderen die Architektur der Stadt. Die verrät, dass Bitola einst diplomatisches Zentrum war.
Oder, das Museum das sich in einem Abteil ganz dem türkischen Nationalhelden widmet.
Dieses Museum befindet sich in einem Gebäude aus der osmanischen Zeit, in dem der Gründer der modernen Türkei, Mustafa Kemal Atatürk, Ende des 19. Jahrhunderts das Militärgymnasium besuchte.
Es gibt einige Orte, die für Atatürks Leben von Bedeutung waren. In Istanbul sind es der Dolmabahçe-Palast und das Atatürk-Museum im Stadtteil Sisli, wo er eine Zeit lang lebte. Bis er im Mai 1919 in den Schwarzmeerhafen Samsun aufbrach, um die Widerstandsbewegung gegen die alliierte Besatzung anzuführen.
In Ankara ist es das Gebäude des ersten Parlaments, in dem am 23. April 1920 die Große Nationalversammlung der Türkei gegründet wurde. Heute dient es als Museum des Unabhängigkeitskrieges. Ein Besuch im Anitkabir, wo sich das Atatürk-Mausoleum befindet, ist ein Muss bei einem Besuch der türkischen Hauptstadt.
Samsun ist eine Stadt, die in der türkischen Geschichte eine besondere Bedeutung hat. Nicht weit von Samsun entfernt liegt die Stadt Amasya, wo Atatürk die Amasya-Erklärung herausgab, die den Beginn des türkischen Unabhängigkeitskrieges signalisierte.
Von Selânik nach Bitola
Um die bedeutenden Schritte in Atatürks frühem Leben nachzuvollziehen, muss man neben Istanbul, Ankara und Samsun auch den Balkan besuchen. Tatsächlich sind zwei Städte in dieser Region wichtig.
Eine davon ist Selânik, das heutige Thessaloniki, wo er 1881 geboren wurde und seine prägenden Jahre verbrachte. Das Geburtshaus Atatürks, das heute zum Gelände des türkischen Konsulats gehört, ist ein bei Türken aus der Türkei und anderswo beliebtes Museum.
Die andere, weniger bekannte Stadt ist Bitola. Deren Bedeutung in „Atatürk: Die Biographie des Gründers der modernen Türkei“ des verstorbenen Andrew Mango beschrieben wird. Bitola ist auf Türkisch als Manastir bekannt und war ein wichtiges Zentrum auf dem osmanischen Balkan. Es gab auch eine Bahnverbindung zu Atatürks Geburtsort Selânik.
Mango schreibt, dass Atatürk sich nach Abschluss der Vorbereitungsschule in seiner Heimatstadt an der Militärhochschule Manastir einschrieb und dort von 1896 bis 1899 studierte. Diese Schule führte zukünftige Offiziere in den Geschichtsunterricht ein.
Atatürk war gut in Mathematik und entwickelte ein Interesse an der französischen Sprache und dem politischen Denken. In den folgenden Jahren verbesserte er seine Französischkenntnisse und las französische Werke.
Freunde fürs Leben in Bitola gefunden
Laut Mango lernte Atatürk an der Schule in Bitola Ali Fethi Okyar und Kazim Ozalp kennen, die Freunde fürs Leben werden sollten. Zur gleichen Zeit studierte an derselben Schule der Mann, der später Enver Pascha [1881-1922] werden sollte. Der osmanische Offizier, der in den Rangstufen aufstieg und Teil des Triumvirats der Paschas wurde, das das Osmanische Reich in den Ersten Weltkrieg führte.
Enver gilt als Schlüsselakteur, der das Osmanische Reich im Vorfeld des Krieges in Richtung Deutschland steuerte. Obwohl sie dieselbe Schule besuchten, hatten Enver und Atatürk unterschiedliche Weltanschauungen und waren in den folgenden Jahren Rivalen.
In „Der junge Atatürk: Vom osmanischen Soldaten zum Staatsmann der Türkei“ stimmt George W. Gawrych die Einschätzung Mangos der Rolle der Manastir-Jahre in Atatürks Leben zu. Der renommierte türkische Historiker Ilber Ortayli schreibt in dem Buch „Gazi Mustafa Kemal Ataturk“ aus dem Jahr 2018, dass die Jahre in Bitola entscheidend für die Entwicklung von Atatürks Ideen waren.
Nach dem Abschluss der Militäroberschule schrieb sich Atatürk an der Kriegsakademie in Istanbul ein.
In Bitola verfügt das Museum heute über einen Gedenkraum, der Atatürk gewidmet ist und ein beliebtes Ziel für Türken ist, die Mazedonien besuchen. Wenn man durch Bitola schlendert, entdeckt man oft Gruppen türkischer Touristen, die sowohl die Stadt als auch ihr Museum besuchen.
Tatsächlich ist für Studierende der balkanischen, türkischen und europäischen Geschichte ein Besuch der Städte Istanbul, Ankara, Samsun, Thessaloniki und Bitola sehr zu empfehlen.
Aber, wir hätten auch noch ein Dorf im Angebot, wenn man Atatürks Geschichte erforschen will.
Atatürk „fest“ mit Mazedonien verbunden
Aber nicht nur der Umstand das Atatürk in Mazedonien geboren wurde, und seine Militärausbildung hier genoss, verbindet den türkischen Nationalhelden mit Mazedonien.
Und, nicht nur er allein hat eine Verbindung zu Mazedonien. Diese Verbindung kann man auch in seinem Elternhaus entdecken. Denn, seine Eltern und Vorfahren wohnten im heutigen Westen Mazedoniens!
Auf 1.200 Metern über dem Meeresspiegel über der Karstlandschaft im Dorf Kodžadžik in der Gemeinde Centar Župa wurden die Fundamente des Familienhauses von Mustafa Kemal Atatürk entdeckt. Auf dessen Grundlage hatte man schon 2009 mit dem Wiederaufbau des Hauses begonnen.
Seit 2014 ist das Haus als Museum für Besucher geöffnet.
Mustafa Kemal Atatürks Großvater väterlicherseits, Kızıl Hafız Ahmed Efendi, stammte aus Kodžadžik. Seine Familie stammt von den s.g. Yörük Türken ab (mazedonisch, Juruci/Jurutsi), die sich vermutlich im 14. oder 15. Jahrhundert in Kodžadžik im westlichen Mazedonien niederließen. Wann die Familie von Atatürk sich genau dort niederließ, ist nicht bekannt. Generell spricht man vom 19. Jahrhundert.
Kızıl Hafız Ahmed Efendi ließ sich in „Tashli Maalo“ (Ortsteil oder Viertel Tashli) nieder, was übersetzt „Steinviertel“ bedeutet.
Das Familienhaus von Kemal Atatürk Eltern wurde im 19. Jahrhundert von seinem Großvater Kazli Hafiz Ahmed erbaut, der in dieser Gegend als türkischer Soldat s.g. „Dervendzhija“ diente (Soldaten, die Straßen, Brücken und Kreuzungen hielten, an denen die Händler vorbeizogen). Er blieb dort und gründete das türkische Viertel über dem flachen Teil des Dorfes.
Neben dem Museum gibt es mehrere Gründe Bitola zu besuchen – das haben wir Euch in diesem Artikel verraten!